EASD/ESC: Warum entwickeln nicht alle Patienten ­Spätkomplikationen?

Die Frage, warum einige Patienten Spätkomplikationen entwickeln und andere nicht, beschäftigt Diabetologinnen und Diabetologen seit vielen Jahren und war Thema eines gemeinsamen Symposiums der EASD und ESC. Das Risiko für die Entwicklung klassischer diabetischer Spätkomplikationen, wie Retino- und Nephropathie, scheint zumindest zu einem Drittel genetisch determiniert zu sein, wobei es sich hierbei um polygenetische Veränderungen handelt.  

Wie bereits durch die Cluster-Analysen von Alqvist et al. gezeigt wurde, scheint Insulinmangel vor allem mit der Entwicklung der Retinopathie, Insulinresistenz mit der Entwicklung der Nephropathie assoziiert zu sein. Untersuchungen an Patienten mit jahrzehntelangem Typ-1-Diabetes zeigten bei jenen Patienten mit einem Body Mass Index < 25 kg/m2 und stabilem HbA1c um die 7 % ein deutlich geringes Risiko für die Entwicklung diabetischer Spätkomplikationen. 

Umweltfaktoren wie Rauchen, Ernährung und Bewegung sind weitere Risikofaktoren – vor allem bei makrovaskulären Komplikationen – sie scheinen hier aber einen ähnlichen Effekt wie in der Allgemeinbevölkerung zu haben.  

Aktuell scheint vor allem der Einsatz kardioprotektiver Medikamente, wie SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten, das Risiko für makrovaskuläre Komplikationen signifikant zu senken. Pharmakogenetische Studien, die zukünftig eine personalisierte Medikamentenauswahl ermöglich sollen, lieferten bis dato inkonsistente Ergebnisse, sodass aktuell die leitliniengerechte Therapie die Therapie der Wahl darstellt. 

Relevanz für die klinische Praxis: Zur Verhinderung diabetischer Spätkomplikationen, insbesonders vaskulärer Komplikationen, scheint die leitliniengerechte Therapie unter Einsatz kardio-reno-protektiver Substanzen im Moment die beste Methode zu sein.  

 

Session: EASD/ESC Symposium: How come not every patient with diabetes develops vascular complications
Chair: M. Haluzik, Tschechische Republik; S. Achenbach, Deutschland
Vorträge: T. Tuomi, AG. Tabak, J. Petrie