Die diabetische Nephropathie ist eine häufige Komplikation bei Diabetes mellitus und geht trotz moderner Therapieoptionen nach wie vor mit einem deutlich erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität einher. Für GLP-1-Rezeptor-Agonisten konnte in großen randomisiert kontrollierten Studien ein positiver Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko gezeigt werden. In diesen kardiovaskulären Outcome-Studien zeigten sich bereits Hinweise auf mögliche günstige Auswirkungen auf renale Endpunkte. Daher wurde eine Studie konzipiert, um den Effekt des GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid auf Nierenendpunkte bei Typ 2 Diabetes und bereits etablierter Nierenerkrankung zu evaluieren.
Studiendesign
In der multinationalen randomisiert kontrolliert durchgeführten FLOW-Studie wurden Erwachsene mit Typ-2-Diabetes (HbA1c ≤ 10 %) untersucht. Einschlusskriterien waren weiters eine eGFR ≥ 50 bis ≤ 75 ml/min/1,73m2 und eine Harn-Albumin-Kreatinin-Ratio (uAKR) > 300 bis < 5.000 mg/g oder eine eGFR ≥ 25 bis < 50 ml/min/1,73m2 und eine uAKR > 100 bis < 5.000 mg/g. 3.533 Patient:innen (mittlerer Werte: HbA1c 7,8 %; BMI 32 kg/m2; eGFR 47 ml/min/1,73m2; uAKR 568 mg/g) erhielten entweder 1 mg Semaglutid einmal wöchentlich oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie.
Ergebnisse
Der primäre Endpunkt (das Auftreten eines kombinierten renalen Endpunkts) wurde in dieser Studie durch Semaglutid um 24 % reduziert (Placebo 23,2 % vs. Semaglutid 18,7 %, HR 0,76, 95 % CI: 0,66–0,88, p = 0,0003). Zu Monat 26 resultierte dies in einer Number Needed to Treat (NNT) von 20. Neben einer günstigen Beeinflussung der renalen Endpunkte konnte unter Semaglutid im Vergleich zu Placebo auch eine signifikante Reduktion der kardiovaskulären Mortalität um 29 % (HR 0,71, 95 % CI: 0,56–0,89) sowie der Gesamtsterblichkeit um 29 % (HR 0,80, 95 % CI: 0,67–0,95, p = 0,010) beobachtet werden.
Eine Subgruppenanalyse zeigte keine Unterschiede im renalen Benefit je nach Geschlecht, Altersgruppen, BMI, HbA1c oder Diabetesdauer. Die positiven Auswirkungen von Semaglutid wurden auch unabhängig von eGFR-Gruppen und Albuminurie dokumentiert. Für den täglichen Alltag nützlich ist weiters die Information, dass der renale Benefit auch bei jenen Patient:innen beobachtet wurde, die bereits eine SGLT-2-Hemmer-Therapie hatten.
Spannende und klinisch relevante Daten wurden auch zum Verlust der Nierenfunktion über die Studienjahre präsentiert. In der Semaglutid-Gruppe konnte der jährliche Verlust an eGFR von 3,36 ml/min/1,73m2 auf 2,19 ml/min/1,73m2 reduziert werden (Differenz 1,16 ml/min/1.73m2, p < 0,001).
Fazit für die Praxis
Die präsentierten Daten zeigen das nach wie vor hohe renale und kardiovaskuläre Risiko bei Typ-2-Diabetes und diabetischer Nierenerkrankung. In der FLOW-Studie konnte in dieser Hochrisikopopulation unter Semaglutid eine relevante Verbesserung renaler und kardiovaskulärer Endpunkte gezeigt werden.