In den Therapieleitlinien für Diabetes mellitus nimmt der HbA1c-Wert eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Therapie ein. Die Grenzen des HbA1c-Wertes sind uns im klinischen Alltag bewusst und Blutzucker-Tagesprofile oder kontinuierliche Glukosemessungen sollen zusätzliche Informationen über Hypo- und Hyperglykämien sowie die glykämische Variabilität liefern. Die wichtige Rolle des HbA1c ergibt sich aus einem üblicherweise schnellen Überblick über die durchschnittlichen Glukosewerte der letzten 2–4 Monate.
Es gibt nun aber eine zunehmende Evidenz für teils deutliche Unterschiede im Zusammenhang von durchschnittlicher Blutglukose und dem HbA1c-Wert. Dieser scheint zum einen je nach Ethnizität und zum anderen individuell innerhalb dieser Gruppen zu variieren. Um diese Unterschiede sichtbarer zu machen und einen individuellen Faktor für die persönliche Glykosylierung des HbA1c berechnen zu können, wurde eine internationale multiethnische Studie gestartet. Über 6 Monate hinweg wurde bei 257 Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 mittels zweier kontinuierlicher Glukosemesssystemen die durchschnittliche Glukose dokumentiert, der HbA1c-Wert erhoben und daraus eine „personal glycation ratio“ (PGR) errechnet. Aus diesem persönlichen Faktor der Glykosylierung kann ein personalisierter HbA1c kalkuliert werden. Die Adjustierung anhand dieses persönlichen Faktors führte in der präsentierten Studie zu einer relevant besseren Assoziation zwischen durchschnittlicher Blutglukose und HbA1c.
Fazit für die Praxis
Insbesondere bei jenen Menschen mit Diabetes mellitus, dir nicht dauerhaft einen Glukosesensors haben, könnte die Berechnung eines persönlichen HbA1c in Zukunft Vorteile liefern und Therapieentscheidungen aufgrund falsch hoher oder niedriger HbA1c-Werte reduzieren. Studien, die einen Benefit des personalisierten HbA1c auf die Entstehung diabetischer Folgeschäden zeigen, sind jedoch noch ausständig.