Steigende Inzidenzen: Ein nationales Diabetesregister ist in Österreich nach wie vor nicht etabliert – umso wichtiger ist daher ein Blick auf verfügbare Daten anderer europäischer Länder. In einer großen deutschen Untersuchung wurde im Zeitraum 2002-2020 die Inzidenz des Typ-1-Diabetes (T1D) bis zum 20. Lebensjahr erhoben. Die Inzidenz war mit 24,3/100.000 Patientenjahren bei Jungen etwas höher als bei Mädchen (21,5). Ein Altersgipfel zeigte sich im Alter von 5-9 (30,6) und 10-14 Jahren (31,4) im Vergleich zur Gruppe im Alter von 0-4 (17,1) und jenen im Alter von 15-19 Jahren (11,9). Interessant ist weiters eine jährliche Zunahme der Inzidenz um 2 % von initial 18,4 im Jahr 2002 auf nunmehr 28,2 im Jahr 2020.
In der Finnish Type 1 Diabetes Prediction and Prevention Study wurden Kinder mit einem HLA-assoziierten genetisch erhöhten Diabetesrisiko untersucht. Es wurde die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines T1D oder eines positiven Antikörper (AK)-Befundes bis zum 5. Lebensjahr je nach Geburtsjahr erhoben. Die Daten zeigten eine im Verlauf der letzten 3 Dekaden ansteigende Inzidenz des T1D. Weiters fanden sich mehr positive AK-Befunde im Verlauf der Studie, v.a. IAA als erster und alleiniger AK wurde mit aktuellerem Geburtsjahr wahrscheinlicher.
Eine weitere Studie untersuchte die residuale Insulinsekretion nach antiviraler Therapie mit Pleconaril und Ribavirin in einer Population mit neu diagnostizierten T1D. Nach 12 Monaten fand sich in einem Mixed-Meal-Tolerance-Test ein signifikanter Therapieeffekt vs. Placebo. Die Abnahme der maximalen C-Peptid-Werte war unter Therapie signifikant geringer ausgeprägt. Der HbA1c war in beiden Gruppen nach 1 Jahr vergleichbar. Es zeigte sich kein Unterschied im Nebenwirkungsprofil inkl. Infektionen. Die Ergebnisse dieser randomisiert kontrollierten Phase 2-Studie unterstützen einen möglichen Link zwischen Enterovirus-Infektionen und T1D. Weitere Interventionsstudien mit ähnlichen Ansätzen werden folgen.
Kuhmilch und T1D-Risiko: Eine präsentierte Studie befasste sich mit möglichen Mechanismen bei der Entwicklung des T1D. Es gibt Hinweise, dass der frühe Konsum von Kuhmilch mit der Entwicklung von T1D assoziiert ist. In einer internationalen Studie wurden nun > 2.000 Kinder mit hohem genetischen T1D-Risiko (Familienmitglieder mit T1D plus HLA-Risikokonstellation) mit hydrolysierter oder regulärer Kuhmilch bzgl. ihrer AK-Entwicklung untersucht. Bei jenen Kindern mit mehr Kuhmilchexposition fanden sich signifikant häufiger positive Antikörper und Neudiagnosen eines T1D. Eine ausgeprägtere humorale Immunantwort auf Kuhmilch scheint mit der Entwicklung von AK und in weiterer Folge mit T1D assoziiert zu sein, eine Reduktion oder ein Verzicht von Kuhmilch in den ersten Lebensmonaten sollte bei Kindern mit hohem T1D-Risiko erwogen werden.
Session/Symposium: OP 18 Highlights in Type 1 Diabetes
Chairs/Moderators: S. Carlsson, SE; C. Daniel, DE