Die Hepatologie ist vielfältig und so ist es auch das Programm der EASL 2023. Wir begleiten den Kongress mit dem hepa congress x-press Newsletter und liefern Ihnen damit eine rasche und kompetente Zusammenfassung der wichtigsten medizinischen Erkenntnisse inkl. Sternebewertung (3=sehr, 1=wenig).
Erst kürzlich konnten wir uns bei unserer ÖGGH-Jahrestagung in Graz sehr erfolgreich wissenschaftlich und gesellschaftlich austauschen – wofür ich mich bei ALLEN Mitwirkenden im Namen unserer Fachgesellschaft nochmals auf das Allerherzlichstes bedanken möchte – und nun zeigte sich unsere Bundeshauptstadt Wien als Draufgabe noch von Ihrer besten Seite als herausragende Kongressstadt Europas und tolle Gastgeberin für die EASL und Ihren Internationalen Leberkongress (ILC)!
Nachdem das Vorjahrestreffen in London „nach der Pandemie“ noch sehr zögerlich anlief, ging es heuer bereits wieder mit vollem Schwung und Elan zur Sache. Es zeichnen sich grundlegende Neuerungen im Bereich der Hepatologie ab.
- Das neue Konzept des intrahepatischen Hypothyreoidismus und die damit verbundene therapeutische Modulation des hepatischen THR-β-Rezeptors bei metabolischer Fettlebererkrankung (MASLD) erregte großes Aufsehen.
- Neue Substanzen zur Therapie von cholestatischen Lebererkrankungen wie intestinale IBAT-Inhibitoren konnten Phase-III-Programme erfolgreich beenden und zeigten überaus positive Effekte, vor allem auch in Hinblick auf sehr schwer therapeutisch zu beeinflussende Symptome wie Juckreiz und Schlafstörungen bei seltenen cholestatischen Lebererkrankungen wie PFIC. Es ist zu hoffen, dass positive Daten zu anderen cholestatischen Leberkrankheiten folgen werden.
- In Sitzungen zum Thema Virushepatitis wurde uns wieder klar, wie wichtig es ist, auf mögliche Koinfektionen wie Hepatitis D zu achten, die wir auch immer erfolgreicher therapieren können.
- Am erfreulichsten erscheint die Dynamik im Bereich der Therapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) zu sein! Es ist immer ein verlässlich gutes Zeichen, wenn die Anzahl der neuer Studienprotokolle zu verschiedensten neuen Substanzen, Kombinationen, adjuvanten und neoadjuvanten Protokollen eine schier unübersehbare Anzahl erreicht! Wir sind auf neuen und erfolgversprechenden Wegen.
- Die Wichtigkeit nichtinvasiver Tests in der Hepatologie zu Detektion von Patienten mit Leberfibrose wurde eindrücklich untermauert. Wir alle hoffen auf eine positive Entwicklung in Österreich dahingehend, dass uns die einfachen nötigen Parameter wie AST/ALT und Blutplättchenzahl im Rahmen von Gesundenuntersuchungen bald zur Verfügung stehen werden.
Die EASL kam nicht nur ins Messezentrum Wien, sondern ging auch in die Stadt Wien, um dort Schulen zu besuchen, Gesundheitsbewusstsein und Bewusstsein für die Bedeutung von Lebererkrankungen zu fördern und den Austausch mit verschiedensten Berufsgruppen und Interessensvertretungen zu suchen.
Auch die ÖGGH ist sich ihrer gesellschaftlichen Bringschuld im Bereich Verbesserung von Gesundheitsbewusstsein im besten Sinn wie von der EASL als „healthy livers – healthy lives“ Slogan propagiert, bewusst!
Ist es nicht eine spannende Vorstellung, dass auch wir als ÖGGH-Mitglieder nach guter Abstimmung zu Beginn des Herbstsemesters in unseren 9 Bundesländern Schulen besuchen um, auf die Bedeutung von Selbstverantwortung im Umgang mit unserer eigenen Leber hinzuweisen? Wäre es nicht wünschenswert und klug auf mögliche gesundheitliche Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum, Nikotingebrauch und Übergewicht rechtzeitig hinzuweisen? Wäre es nicht spannend, mit Schülern darüber zu diskutieren, ob nicht zumindest Teile der Alkohol- und Tabaksteuer direkt in unser Gesundheitssystem fließen sollten? Ich denke, wir alle können SEHR viel Positives bewegen, aber uns muss klar sein „es gibt nichts Gutes außer man tut es“ wie Kästner schreibt.
Ihr ÖGGH-Präsident
Peter Fickert