Russo G.I. et al., Accuracy of fluorescence and narrow band imaging in the contemporary management of bladder cancer: A systematic review with diagnostic meta-analysis Abstract #880
Diese Metaanalyse aus 17 Studien (insgesamt 9.001 Biopsien) hatte zum Ziel, die Genauigkeit von Fluoreszenz-Zystoskopie und Narrow-Band Imaging im Vergleich zur Weißlicht-Zystoskopie zur Diagnose des Blasenkarzinoms auf einem per-biopsy-Level zu vergleichen.
Das Ergebnis: Die gepoolten Daten ergaben eine Sensitivität/Spezifität von 0,93/0,31 (Fluoreszenz-Zystoskopie), 0,97/0,64 (Narrow-Band Imaging) and 0,80/0,57 (Weißlicht-Zystoskopie). In HSROC-Kurven dargestellt, übertrafen Fluoreszenz-Zystoskopie und Narrow-Band-Imaging die Weißlicht-Zystoskopie in der Genauigkeit: 0,77 vs . 0,92 vs. 0,75. Damit stellt sich die Frage, ob der Weißlicht Zystoskopie noch eine Rolle in der Diagnostik zukommt.
Kommentar Univ.-Prof. Dr. S. F. Shariat: Die zugrunde liegenden Daten sind sehr heterogen, so dass auf deren Basis diese drei Technologien nicht abschließend miteinander vergleichen werden können.
Bladder EpiCheck® – Breaking the glass ceiling of urine markers in NMIBC monitoring
Zytoskopie und Zytologie stellen den Goldstandard in der Diagnostik und Nachsorge des nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms (NIMBC) dar, verbunden allerdings mit einem großen Aber: invasiv, teuer und zeitintensiv – und bis zu 20% der Läsionen werden dennoch übersehen. Insofern wäre ein idealer Marker wünschenswert, einen solchen gibt es allerdings bislang nicht.
Bladder EpiCheck®: Großes Potenzial wird Bladder EpiCheck®, einem neuen Urintest, zugesprochen. Der Test basiert auf einem Panel von 15 DNA-Methylierungs-Biomarkern. In einer von Witjes J.A. (NL) vorgestellten Multicenter-Studie mit NMIBC-Patienten in der Nachsorge zeigte der Test eine knapp 68%ige Sensitivität, eine 88%ige Spezifität und einen knapp 95%igen negativ prädiktiven Wert für die Detektion eines Blasenkarzinoms (Accuracy: 85,2%). Für die Detektion von high-grade-Tumoren betrug die Sensitivität von Bladder EpiCheck® knapp 89%, die Spezifität 88% und der negativ prädiktive Wert über 99% (Accuracy 88,1%).
Weiters wurde ein Nomogramm für die Vorhersage eines Blasenkarzinoms präsentiert, das den klinischen Wert von Bladder EpiCheck® widerspiegelt. So ermöglicht die Integration des Tests nicht nur eine genauere Abschätzung bestehender klinischer Faktoren wie Tumorstadium und –grad, der Test bedingt auch klinische Konsequenzen. Ein Beispiel dafür: Würde bei einem Patienten mit einem Blasenkarzinomrisiko von 15%, die Anwendung des Tests 50% an anstehenden Zystoskopien/Zytologien vermeiden, ohne ein Karzinom zu übersehen.
Kommentar Univ.-Prof. Dr. S. F. Shariat: Das Blasenkarzinom verursacht in Europa in etwa 5% der Gesamtgesundheitskosten. In Österreich belaufen sich die Kosten pro Patient auf knapp 7.500€ pro Jahr. Ein effizienter Marker in der Nachsorge von NIMBC-Patienten könnte Zystoskopien teilweise ersetzen, die Gesundheitskosten somit reduzieren und die Lebensqualität der Patienten steigern.
Es wurden neben Bladder EpiCheck® weitere Urin-Marker präsentiert. Einige Fragen bleiben offen, wie die der Performance im klinischen Alltag und bei BCG-Patienten.
Rentsch C et al., Results of the phase-I open-label clinical trial SAKK 06/14 assessing safety of intravesical instillation of the recombinant BCG VPM1002BC in patients with non-muscle invasive bladder cancer and previous failure to conventional BCG therapy – Abstract #728
In dieser Phase-I open-label-Studie aus der Schweiz wurde die Sicherheit der intravesikalen Instillation eines genetisch modifizierten BCG-Stamms (VMP1002BC) bei NMIBC-Patienten mit Versagen einer konventionellen BCG-Therapie untersucht. Es wurde erwartet, dass sich der modifizierte BCG-Stamm durch eine bessere Immunogenität und weniger Nebenwirkungen als eine konventionelle BCG-Therapie auszeichnet.
Die Ergebnisse: Eine intravesikale Applikation von VMP1002BC wurde in sechs Patienten mit einem medianen Alter von 74 Jahren getestet, war sicher und nebenwirkungsarm.
FAZIT: Die Ergebnisse einer Phase-II-Studie werden mehr Informationen über die klinische Wertigkeit dieses Stamms liefern.
The Emerging Molecular Landscape of Urothelial Carcinoma
Das Wissen um Blasenkarzinom-assoziierte molekulare Veränderungen ist in den letzten Jahren gestiegen, dennoch – so beschreiben es Solomon & Hansel 2016 in Surgical Pathology Clinics –liegt das Krankheitsverständnis hinter vielen anderen Tumoren. Historisch wurde ein 2-Pathway-Modell zur Unterscheidung in ein low-grade papilläres Urothelkarznom (Alterationen in Zellwachstums- und Proliferations-Pathways) und ein high-grade und invasives Urothelkarzinom (Alterationen in der Zellzyklus-Regulation) verwendet. Allerdings scheint es Überlappungen zwischen Teilen der Pathways zu geben. Es werden große Anstrengungen unternommen, das Urothelkarzinom auf Basis der Kombination von Histologie, Genmutationsstatus, Protein-Biomarker-Expression und epigenetischen Informationen zu subklassifizieren. Die Heterogenität und molekulare Instabilität des Urothelkarzinoms muss im Kontext von Subklassifikationsmodellen evaluiert werden.
Steinbach D et al., Analysis of molecular mechanism of progression of non-muscle-invasive bladder cancer (NMIBC) by genome-wide exome and UTR mutation analysis – Abstract #1075
Steinbach et al. präsentierten eine Analyse der molekularen Mechanismen für eine Progression des nichtmuskelinvasiven Blasenkarzinoms (NIMBC) auf Basis einer genome-wide Exom- und UTR (untranslierter Bereich)- Mutationsanalyse. Es wurden 33 Proben von primären nichtmuskelinvasiven Tumoren, korrespondierenden muskelinvasiven Tumoren (MIBC) und mononukleäre Zellen desselben Patienten für die Analyse entnommen.
Das Ergebnis: Es konnten neue progressions-assoziierte Punktmutationen und häufige Mutationen in 5´und 3´ UTR verschiedener Gene beschrieben werden. Die Daten legen nahe, dass ein MIBC seinen Ursprung vielfach nicht in einem NMIBC hat.
Die Studie hat Schwachstellen: Es ist bekannt, dass das NIMBC sehr heterogen ist. Ta-Low-Grade-Tumoren haben eine <5%ige Progressionsrate zu high-grade- und muskelinvasiven Tumoren.