LUTS/BPH

Shih H.J. et al., Statin use is associated with reduced risk of clinical benign prostatic hyperplasia in patients with hyperlipidemia – Abstract #1126

Etwa die Hälfte der Männer über 60 Jahre weist eine benigne Prostatahyperplasie (BPH) auf. Ob eine Statineinnahme einen Progress der BPH verhindern kann war Gegenstand dieser retrospektiven Studie. Gemäß dieser war eine Statin-Gabe mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung einer symptomatischen Prostatavergrößerung assoziiert. Zudem verbessern Statine bei Patienten mit metabolischem Syndrom durch die Cholesterinsenkung und antiinflammatorische Effekte die Symptomatik. Am EAU wurde nun die Ergebnisse einer retrospektiven populationsbasierten longitudinalen Kohortenstudie mit der Fragestellung, ob Statine bei Patienten mit Hyperlipidämie das Risiko einer klinischen wirksamen BPH reduzieren, vorgestellt. 

Studie: Für die Studie wurden Patienten mit einer diagnostizierten Hyperlypidämie zwischen Jänner 2000 und Dezember 2012 aus der nationalen Gesundheitsversicherungs-Forschungsdatenbank (Taiwan) ausgewählt. Es wurden 5 Kohorten in Abhängigkeit der Dauer der Statin-Gabe gebildet: >365 Tage, 181-365 Tage, 91-180 Tage und 31-90 Tage sowie eine Kohorte ohne Statin-Gabe. Studienendpunkt war der Zeitpunkt des Auftretens einer symptomatischen BPH (BPH-Diagnose plus Gabe eines Alphablockers oder 5-Alpha-Reduktasehemmers oder TUR-P). Die Bewertung des Zusammenhangs zwischen dem Risiko der Entwicklung einer symptomatischen BPH und der Statin-Einnahme bei Hyperlipidämie-Patienten erfolgte mittelsmultivariater Cox-proportional hazard Regressionsanalyse nach nach Adjustierung für potenzielle Confounder und Propensitiy Scores.

Das Ergebnis: Insgesamt wurden 6.591 Hyperlipidämie-Patienten eingeschlossen. Gemäß Cox-Regressionsanalyse war das Risiko der Entwicklung einer symptomatischen BPH bei einer Statingabe über 365 Tage verglichen mit keiner Statin-Gabe signifikant geringer (HR=0,76; 95% CI = 0,63-0,93, p =0,007). Nach Adjustierung für Confounder hatten Patienten bei einer >365-tägigen Statin-Einnahme ein signifikant geringeres Risiko für eine symptomatische BPH verglichen mit Patienten ohne Statineinnahme (HR = 0,64, 95% CI = 0,53-0,79, p<0,001).

Nach Adjustierung für Propensity Scores bestätigte sich die Riskoreduktion weiter: Eine Statingabe >365 Tage war mit einem signifikant verringerten Risko für eine symptomatische BPH verglichen mit keiner Statin-Gabe verbunden (HR = 0,63, 95% CI = 0,52-0,77, p<0,001).

FAZIT: Die Autoren schließen aus diesen Ergebnissen auf ein Potenzial einer Langzeit-Statin-Gabe für die BPH-Risikoreduktion bei Patienten mit Hyperlipidämie. Die protektive Wirkung der Statine steigt mit der Dauer der Statin-Einnahme an.

Anmerkung: Die Studie weist eine Fülle von Limitationen auf, wie etwa das retrospektive Design und keine detaillierten Angaben über die Statin-Gabe.

 


 
Gratzke C et al., Predictors of response to the prostatic urethral lift (PUL) treatment – Abstract #721

Die TUR-P gilt seit Jahrzehnten alserprobte Behandlungsmethode bei symptomatischer BPH. Seit wenigen Jahren wird mit Urolift ein schonendes Vorgehen in Aussicht gestellt. Das minimalinvasive Verfahren würde zu einer schnellen, signifikanten und dauerhaften Verbesserung der BPH-Symptomatik führen. Bislang nicht im Detail untersucht war, wie Baseline-Patientencharakteristika mit dem Therapie-Outcome in Zusammenhang stehen. Gratzke C et al. analysierten die Daten der größten, randomisierten, kontrollierten Studie L.I.F.T, um Baseline-Prädiktoren für ein Ansprechen zu erfassen.

Studie: In die Studie (19 Center aus Nordamerika und Australien) wurden 206 Patienten mit symptomatischer LUTS zu Urolift (n=140) oder einem Scheineingriff (n=66) randomisiert. Zu den Studieneinschlusskriterien zählten ein Alter ≥50 Jahre, IPPS ≥13, Peak Flow-Rate ≤ 12 ml/s und ein Prostatavolumen zwischen 30 – 80 cm3. Das Follow-Up betrug 5 Jahre. Ein Ansprechen wurde definiert als kein chirurgischer Folgeeingriff oder BPH-Medikation nach 5 Jahren.

Mögliche Prädiktorenfür ein Ansprecheninkludierten: individuelle IPSS-Parameter (schwacher Harnstrahl, unvollständige Entleerung, Unfähigkeit, das Wasserlassen hinauszuzögern, Harnstottern, Harndrang, nächtliches Wasserlassen) und das Baseline-Prostatavolumen.

Das Ergebnis: Bei UroLift-Patienten verbesserte sich die Symptomatik nach einem Monat: (IPSS: 44% und QoL: 42%, p<0,001).

Die Verbesserung blieb auch nach 5 Jahre erhalten (IPSS: 38% und QoL: 54%, p<0,001). Ebenso blieb die Verbesserung der Peak-Flow-Rate um 41% nach 5 Jahre erhalten. Im logistischem Regressionsmodell waren die Baseline-IPSS-Parameter schwacher Harnstrahl, Restharn und das Prostatavolumen (p<0,05) signifikante Prädiktoren für das Therapieansprechen.

Fazit: Gemäß Studienautorenscheinen eher Patienten mit obstrukiven (“voiding”) IPSS-Symptomen Langzeit-Responder auf die UroLift-Therapie zu sein. Auch Patienten mit geringerem Prostatavolumen scheinen langfristig besser auf die Therapie anzusprechen.

Anmerkung: Als eine Limitation gilt, dass es sich um eine sekundäre Analyse handelt. Es fehlen relevante Angaben das Ansprechen betreffend.

 


 
Roehrborn C et al., The WATER study clinical results – a phase III blinded randomized trial of Aquablation vs. TURP with blinded outcome assessment for moderate-to-severe LUTS in men with BPH – Abstract #716

In der randomisierten, geblindeten, multizentrischen Phase-III WATER-Studie wurden Sicherheit und Wirksamkeit (co-primäre Endpunkte) von Aquablation versus TURP bei BPH-bedingter moderater bis schwerer LUTS verglichen. Es sollte die Nicht-Unterlegenheit der roboterunterstützten Aquablation (A; n=116) in Bezug auf die Reduktion der LUTS-Symptomatik versus TURP (T; n=65) gezeigt werden. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die Reduktion im IPSS-Score nach 6 Monaten, primärer Sicherheitsendpunkt das postoperative Auftreten persistierender Clavien-Dindo-Komplikationen Grad 1 oder ≥2 nach 3 Monaten.

Das Ergebnis: IPSS-Score, demographische Daten und das mittlere Prostatavolumen war in beiden Armen vergleichbar. Die mittlere Operationszeit war zwischen den Gruppen äquivalent(T: 35,5 vs. A: 32,8 Minuten, p=0,28). Allerdings war die mittlere Resektionszeit in der Aquablation-Gruppe signifikant kürzer:  27 vs. 4 Minuten; p<0,0001.

Primärer Wirksamkeitsendpunkt:

Mittlerer IPSS:
A: 22,9 zur Baseline ->5,9 nach 6 Monaten

T: 22.2 zur baseline -> 6,8 nach 6 Monaten.
–> Aquablation zeigte sich in Bezug auf IPSS als nicht unterlegen.

Primärer Sicherheitsendpunkt:

Clavien-Dindo-Komplikationen Grad 1 oder ≥2 nach 3 Monaten traten bei 25% in der Aquablation-Gruppe und bei 40% in der TURP-Gruppe auf. Damit war die Aquablation der TURP überlegen. Dieser Unterschied war hauptsächlich durch die persistierende retrograde Ejakulation bedingt. Die persistierende retrograde Ejakulationsrate in den ersten 6 postoperativen Monaten in der Aquablation-Gruppe betrug 6,9% und in der TURP-Gruppe 26,1%; damit war die Aquablation TURP überlegen.

FAZIT: Gemäß diesen Studiendaten hat die robotergestützte Aquablation das Potenzial, gute Ergebnisse bei im Vergleich zur TUR/P verkürzter Lernphase zu erzielen.

 


 
De Nunzio C et al.,The EORTC QLQ-C30 questionnaires predicts early and long-term incontinence in patients treated with robotic radical prostatectomy: Analysis of a large single center cohort – Abstract #250

In einer Single-Center-Kohorte (4.603 konsekutive Patienten; Studienzeitraum 2012-2017) aus Deutschland wurde untersucht, ob der EORTC-QLQ-C-30-Fragebogen eine frühe und langfristige Inkontinenz nach roboterassistierter radikaler Prostatektomie vorhersagen kann.

Studie: Präoperativ, 3, 6 und 12 Monate postoperativ wurden Lebensqualität (EORTC QLQ-C30 Fragebogen), Inkontinenz (ICIQ-Fragebogen), erektile Dysfunktion (IIEF-Fragebogen) und LUTS (IPSS-Fragebogen) evaluiert.

Inkontinenz wurde definiert als IQIQ-Q3-Shortform Frage 3 ≥4: mäßig oder schwer. Die Evaluierung des Inkontinenz-Risikos erfolgte mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse.

Das Ergebnis: Das mediane Alter lag bei 65 Jahren, der mediane BMI betrug 26,6, das mediane PSA 7,4 ng/ml und das mediane Prostatavolumen 39ml. Die Inkontinenzraten nach 3, 6 und 12 Monaten betrugen 17%, 3% und 3%. Prädiktoren für eine frühe oder langfristige Inkontinenz waren Alter, neurovaskuläres Bündel erhaltende RPE, präoperative LUTS und Lebensqualität.

FAZIT: Der EORTC-QLQ-C-30-Fragebogen kann eine moderate bis schwere Inkontinenz nach RPE vorhersagen.

 


 
Radtke J.P. et al., Preoperative magnetic resonance imaging and clinical parameters for accurate prediction of continence recovery following radical prostatectomy – membranous urethral length measurement on MRI outperform predictive models – Abstract #251

Eine Harninkontinenz nach radikaler Prostatektomie hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität. In vorliegender Arbeit wurde der Versuch unternommen, ein prädiktives Modell, das MRT und klinische Parameter enthält, zu entwickeln, und es mit dem Memorial Sloan Kettering Cancer Center-Score (MSKCC-Score) zu vergleichen.

Studie: Begutachtet wurden die Daten von 131 Männern mit einem MRT vor RPE zwischen 2014 und 2015. Zu den MRT-Parametern zählten membranöse Urethra-Länge (MUL), Prostatavolumen, innerer (ILD) und äußerer (OLD) Levator-Distanz. Zu den klinischen Parametern zählten Alter, BMI, PSA-Wert, T-Stadium – zusammen stellten diese Basismodell dar. Basismodell 2 stellten Basismodell 1 + robotische/retropubische RPE dar. Weitere klinischen Parametern waren ECOG-Status, kardiale und neurologische Erkrankungen. Signifikante Parameter für das Vorhersagemodell wurden mittels multivariater Regressionsanalyse erhoben. Kontinenz wurde definiert als 0-1 Einlage pro Tag. Die Vorhersageleistung des prädiktiven Modells (Gesamtmodell) wurde mittels ROC mit dem klinischen Basismodell, MUL und ILD im MRT und dem MSKCC-Score verglichen.

Das Ergebnis: Insgesamt waren 84% der Probanden (110/131) nach 12 Monaten kontinent. Nimmt man das Gesamtmodell waren Alter, MUL und BMI signifikante Prädiktoren für Kontinenz nach 12 Monaten. Innerhalb der MRT-Parameter zeigte MUL die größte Signifikanz. In der ROC-Analyse, betrug die AUC des Gesamtmodells 0,90, für MUL alleine 0,91, für ILD alleine 0,51, für den MSKCC-Score 0,63 und 0,51 für das Base-model 1 und 0,50 für das Base-model 2.

FAZIT: Die im MRT gemessene membranöse Urethra-Länge (MUL) übertrumpfte das Vorhersagemodell, den MSKCC-Score und die klinischen Basis-Modelle in der Vorhersage einer Kontinenz 12 Monate nach RPE.