Hintergrund: Bei immer häufiger auftretenden Urethritiden (auch aufgrund von Gardnerella vaginalis) soll diese Studie die Nachweisrate von G. vaginalis in Urogenitalproben mittels Multiplex-PCR bei männlichen Patienten mit Verdacht auf Urethritis und damit verbundenen Symptomen ermitteln.
Studie: Insgesamt 144 männliche Patienten, die sich zwischen Februar und Oktober 2021 entweder mit Harnsymptomen oder Bedenken nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr präsentierten, wurden in die Studie aufgenommen. Folgende Erreger wurden untersucht: C. albicans, C. trachomatis, G. vaginalis, M. genitalium, M. hominis, N. gonorrhoeae, T. vaginalis, U. parvum, U. urealyticum, HSV-1, HSV-2, T. pallidum, S. agalactiae, H. ducreyi.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 33 Jahre (21-69 Jahre). G. vaginalis war der am häufigsten nachgewiesene Mikroorganismus (n=23; 15,9%). Andere Mikroorganismen, die in der genannten Reihenfolge ihrer Häufigkeit gefunden wurden, waren U. urealyticum (n=19; 13,2%), U. parvum (n=15; 10,4%), C. trachomatis (n=11; 7,6%), M. genitalium (n=8; 5,6%), HSV-2 (n=7; 4,9%), N. gonorrhoeae (n=6; 4,2), HSV-1 (n=2; 1,4%), M. hominis (n=1; 0,7%) und C. albicans (n=1; 0,7%).
15 (65 %) Patienten waren positiv für einen oder zwei mikrobielle Erreger zusammen mit G. vaginalis, während bei 8 (35%) Patienten G. vaginalis der einzige isolierte Erreger war. Sechs dieser 8 Patienten und die übrigen 15 waren symptomatisch. Nach der Behandlung mit Metronidazol wurde keiner der Patienten mit einer sekundären akuten Epididymo-Orchitis oder akuten Prostatitis eingeliefert oder musste stationär behandelt werden.
Fazit: G. vaginalis ist ein anaerober Mikroorganismus, der als Erreger der bakteriellen Vaginose bei Frauen gilt, während Infektionen des Urogenitaltrakts durch G. vaginalis bei Männern selten berichtet wurden. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die mikrobiologischen Routinetests für Männer nicht in der Lage sind, G. vaginalis nachzuweisen. Mit der Einführung von Multiplex-PCR-Tests, die auch G. vaginalis einschließen, erwarten wir eine höhere Nachweisrate von G. vaginalis in männlichen Urogenitalproben, die die Ursache für ungeklärte Harnwegsbeschwerden sein könnten.
Quelle: Kilic M et al., Abstract #A0035
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★★