Transrektale Prostatabiopsie, besser als ihr schlechter Ruf?

Die transrektale Prostatabiopsie zur Diagnostik des Prostatakarzinoms wurde aufgrund der möglichen Biopsie-assoziierten Infektionen in den europäischen Leitlinien zu einer Zweitlinientherapie degradiert. Ursache hierfür waren die Ergebnisse einer Metaanalyse (Pradere et al, J Urol 2021 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33026903/) und einer frühzeitig beendeten randomisiert-kontrollierten Studie (Lam et al, BJUI 2022, abstract only), welche eine signifikant niedrigere Infektionsrate der transperinealen Biopsien zeigten. Auf Grund der weiterhin fehlenden Verfügbarkeit der transperinealen Biopsie in vielen Zentren weltweit und einem Mangel an randomisiert-kontrollierten Vergleichsstudien wurde die 2019 gestartete ProBE-PC-Studie auch gegen internen und externen Widerstand beendet.

Ergebnisse: Neben den Komplikationen bis 30 Tage post-Biopsie wurde auch die Tumor-Detektionsrate zwischen transrektaler und perinealer Prostatabiopsie verglichen. Die Rate an klinisch relevanten PCa-Diagnosen (= Gleason-Grade ≥2) bei Fusionsbiopsie von Biopsie-naiven Männern zeigte keine signifikanten Unterschiede (TR-Bx 59% vs. TP-Bx 62%). Aber vor allem zeigte sich unter Berücksichtigung einer präinterventionellen Antibiose mit Ciprofloxacin (oder angepasst Ceftriaxon) kein signifikanter Unterschied bei Infekt-assoziierten oder allgemeinen Komplikationen zwischen den beiden Gruppen.

Fazit: Die transperitoneale Biopsie ist unter Berücksichtigung der steigenden Resistenzen und bekannten Nebenwirkungen antibiotischer Therapien weiterhin die bevorzugte Option. Bei mangelnder Verfügbarkeit und Miteinbeziehung des aufgeklärten Patienten in die Entscheidungsfindung ist die transrektale Biopsie allerdings weiterhin als valide Therapieoption anzusehen.