Diese Phase-I-Studie besteht aus drei Teilen – die ersten beiden (lediglich gesunde Proband:innen) wurden bereits letztes Jahr auf der UEG in Wien präsentiert, hier wurde nun der dritte Teil (Phase Ib, Patient:innen mit CU) vorgestellt. Der hier untersuchte Antikörper (SOR102) weist gleich mehrere Besonderheiten auf. Zum einen ist er ein kameloider Antikörper, der im Gegensatz zu menschlichen nicht aus schweren und leichten Ketten, sondern eben nur einer (schweren) Kette besteht (und dadurch unter anderem deutlich kleiner ist). Zum anderen ist er ein bispezifischer Antikörper, bestehend aus zwei miteinander verbunden Ketten, deren eine sich gegen TNF und die andere gegen IL-23 richtet. Dieser Antikörper ist Protease-stabil, wird somit im Darm nicht metabolisiert, zugleich werden aber durch im Darm vorhandenes Trypsin die beiden Ketten voneinander gelöst und können an ihr jeweiliges Ziel binden. Verpackt ist das Ganze in Form von Mini-Tabletten, die ihrerseits von einer Kapsel geschützt geschluckt werden. Die Minitabletten werden im Magen freigesetzt und lösen sich erst nach Passage des Pylorus auf.
In der hier vorgestellten Studie wurden Patient:innen mit milder bis schwerer CU (Mayo Score 4 bis 12 mit Endoskopie von zumindest 2) eingeschlossen; der primäre Endpunkt war Sicherheit und Verträglichkeit. Wirksamkeit wurde aufgrund der kleinen Studienpopulation nur als explorativer Endpunkt untersucht. Insgesamt wurden 22 Patient:innen doppelblind auf entweder PBO (6), SOR102 810 mg einmal täglich (7) oder zweimal täglich (9) randomisiert. Die Behandlungsdauer betrug 6 Wochen, an deren Ende noch 17 Patient:innen in der Studie aktiv waren (PBO 6, 810 mg einmal 6, 810 mg zweimal 5). Insgesamt zeigte sich ein gutes Sicherheitsprofil sowie eine gute Verträglichkeit bei allerdings einer kleinen Studienpopulation und nur kurzer Behandlungsdauer. Hinsichtlich Wirksamkeit zeigte sich – mit allen caveats wegen der geringen Patientenzahl – bereits zu Woche 1 eine Symptombesserung (nur bei 810 mg zweimal täglich) mit einer insgesamt dosisabhängigen Wirksamkeit. Als Anmerkung sei erwähnt, dass der Anti-TNF-Teil bereits früher als „Vorabody“ im Rahmen einer anderen Studie (damals „Anti-TNF zum Schlucken“) im Einsatz war.
Fazit: Mit diesem neuen bispezifischen Antikörper könnte die hohe Wirksamkeit einer Kombination von Anti-TNF- mit Anti-IL23-Inhibition ohne systemische Exposition (also nur lokale Wirkung im Darm, keine systemischen Nebenwirkungen) erreicht werden.