Neue Therapieansätze: Insgesamt wurden in dieser Session fünf Myelom-Studien vorgestellt, wobei hauptsächlich Daten von neuen, noch nicht zugelassenen Substanzen präsentiert wurden. Im Folgenden sollen die relevanten Ergebnisse präsentiert werden:
CARFI-Studie: In dieser randomisiert kontrollierten Studie wurden Myelompatienten eingeschlossen, die nach einer autologen Transplantation relapsierten und keine Erhaltungstherapie erhalten hatten. Die Patienten wurden erneut autolog transplantiert und einer Erhaltungstherapie mit Carfilzomib und Dexamethason zugeführt. Das Studienergebnis war positiv, die Erhaltungstherapie zeigte Überlegenheit gegenüber der Observation (mediane Zeit bis zum Progress: Observation: 18,9 Monate; Erhaltungstherapie: 25,1 Monate). Vergleicht man jenes Ergebnis jedoch mit anderen Studien, z.B. der POLLUX-Studie (Daratumumab/Lenalidomid/Dexamethason), bei der nach 30 Monaten das mediane PFS noch nicht erreicht wurde, so muss man sagen, dass der relativ intensive Therapieansatz der CARFI-Studie einer Kombinationstherapie mit Daratumumab unterlegen scheint.
Iberdomid: Hierbei handelt es sich um eine Folgesubstanz der immunmodulierenden Substanzen (IMiDs), ein sogenanntes CELMoD (Cereboln Modulating Drug). Präsentiert wurde eine Phase-I/II-Studie, in der stark vorbehandelte Patienten (u.a. Lenalidomid, Pomalidomid, Daratumumab) mit relapsiertem, refraktärem Myelom einer Kombination mit Iberdomid und Dexamethason zugeführt wurden. Insgesamt konnte ein gutes Ansprechen (Gesamtansprechrate, ORR) erreicht (alle Patienten: ORR 32,2 %; IMiD-refraktär: ORR 35,3 %; Daratumumab/Pomalidomid-refraktär: ORR 29,6 %). Die klinische Benefitrate (CBR) betrug 49,2 %, die Krankheitskontrollrate (DCR) betrug 84,7 %. Das ist für mich ein deutliches Signal, dass sich auch im Bereich der IMiDs einiges ändern wird.
HORIZON-Studie: In dieser einarmigen, multizentrischen, Open-Label-Phase-II-Studie wurden stark vorbehandelte Myelom-Patienten (refraktär auf Pomalidomid, Daratumumab oder beide; mindestens 2 vorhergehende Therapielinien, ein IMiD oder einen PI inkludierend; ECOG PS ≤ 2) eingeschlossen und mit Melflufen plus Dexamethason behandelt. Das mediane Gesamtübereben lag bei 11,2 Monaten, das mediane progressionsfreie Überleben bei 4 Monaten. Beachtenswert bei dieser Studie ist, dass mit Melflufen nun eine neue Substanz zur Verfügung steht, die auch bei massiv vorbehandelten Patienten Wirkung zeigt.
STOMP-Studie: In dieser Studie wurde die Kombination von Selinexor plus Daratumumab plus Dexamethason bei Patienten mit mindestens drei Vortherapien (mit zumindest einem PI und einem IMid) evaluiert. Es handelt sich um eine sehr aktive Substanz, die ORR lag bei ca. 70 %. Selenixor wird einmal pro Woche oral verabreicht. Die Substanz zeigte sich zwar hocheffektiv, führte jedoch bei einigen Patienten zu gastrointestinalen Nebenwirkungen, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Anorexie und Fatigue. Auch hier ist zu sagen, dass Selinexor zukünftig sicher das Armamentarium der Myelommedikamente erweitern wird.
Resümee: Die Therapie des multiplen Myeloms entwickelt sich mit rasantem Tempo weiter. Mit Iberdomid, Melflufen und Selinexor liegen drei potente neue Substanzen vor, die in der Therapie des multiplen Myeloms künftig eine wichtige Rolle spielen werden.