In diesem 5-teiligen Symposium wurden neue Studienergebnisse mit positivem und negativem Outcome präsentiert.
Dimopoulus M.A. präsentierte die TOURMALINE-MM4-Studie mit Ixazomib vs. Placebo für die Erhaltungstherapie bei nicht-transplantfähigen neu diagnostizierten MM-Patienten. Anzumerken ist, dass Ixazomib schon in der post-transplant Erhaltungstherapie Vorteile gezeigt hat und als Kandidat für die Erhaltungstherapie in Frage kommt, wenn Lenalidomid nicht gegeben werden kann.
In TOURMALINE-MM4 erhielten die Patienten nach 6 bis 12 Monaten Induktionstherapie (standard of care) eine Erhaltungstherapie über maximal 26 Zyklen; im experimentellen Studienarm wurde mit einer Dosis von 3 mg Ixazomib gestartet (Zyklus 1-4) und bei guter Verträglichkeit mit 4 mg in den Zyklen 5 – 26 fortgefahren. Das mediane Follow-up betrug 21 Monate, der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), welches sich durch den Ixazomib-Zusatz im Median signifikant verlängerte (17,4 Monate vs. 9,4 Monate; HR 0,66). Ebenso war die Zeit bis zur Progression (TTP) mit 17.8 vs. 9.6 Monaten deutlich verlängert. Damit war mit einer 34 %igen Risikoreduktion für Krankheitsprogress oder Versterben ein sehr gutes Ergebnis für Patienten erreicht worden. Ixazomib könnte damit eine Alternative für Patienten darstellen, die kein Lenalidomid erhalten können. Darüberhinaus ist die potentielle Rolle von Ixazomib in Kombination mit anderen Substanzen (z.B. Lenalidomid oder Daratumumab) in der Erhaltungstherapie von großem Interesse.
Usmani S.Z. präsentierte ein Update der Phase-II-Studie SWOG1211, in der VRd, mit oder ohne Elotuzumab, bei neu diagnostizierten Hochrisiko-Myelompatienten eingesetzt wird. Die Patienten erhielten zunächst 8 Zyklen Elotuzumab in Kombination mit VRd vs. VRd alleine, danach im 28 Tage-Zyklus Elotuzumab + VRd vs. VRd als Erhaltungstherapie.
Ein wichtiges Detail in dieser und anderen Studien ist, dass die Definitionen der Hochrisikogruppe jeweils unterschiedlich sind: In SWOG1211 wurden Patienten mit den Merkmalen t(14; 16), t(14; 20), del(17p) oder 1q21-Amplifikation, Plasmazellleukämie (pPCL) und erhöhtem Serum-LDH (> 2X ULN) als Risikopatienten eingestuft. Im Ergebnis zeigte sich bei den PFS-Daten, nach einem medianen Follow-up von 53 Monaten, kein signifikanter Unterschied zwischen den Studienarmen (PFS 31 vs 34 Monate, HR = 0,97; ORR 88 % vs. 83 %).
Mina R. präsentierte die UNITO-EMN10-Studie, eine 4-armige Phase-II-Studie mit älteren neu diagnostizierten MM-Patienten. Ziel dieser Studie war es, das effektivste Ixazomib-Therapieschema zu finden, nämlich in einer möglichen Kombination mit Dexamethason, Cyclophosophamid-Dexamethason, Thalidomid-Dexamethason oder Bedamustin-Dexamethason. Ein 2-Jahres PFS-Vorteil von > 65% konnte (v.a. mit ICd und ITd) nicht erreicht werden – auch diese Studie war damit in ihrem primären Studienendpunkt negativ, wobei aus Erfahrungswerten zu erwähnen ist, dass die Kombination Ixazomib/Cyclophosophamid/Dexamethason bei stark vorbehandelten Patienten gute Wirksamkeit zeigen kann.
Goldschmidt H. präsentierte frühe Daten der GMMG-HD6-Studie, mit ähnlichem Aufbau wie in der SWOG1211-Studie, wobei GMMG-HD6 in zwei Teile aufgeteilt ist. Im ersten Teil erhielten die Patienten eine Induktion mit 4 Zyklen VRd +/- Elotuzumab und wurden danach einer Transplantation zugeführt. In Teil 2 der Studie wird dann untersucht, ob zwei weitere Therapiezyklen mit VRd +/- Elotuzumab das Ergebnis noch verbessern können. Bei der ≥ VGPR-Rate in Teil 1 konnte kein Unterschied festgestellt werden, auch die Toxizitäten waren vergleichbar. Für das PFS liegen noch keine Daten vor – diese werden im kommenden Jahr erwartet.
Zuletzt wurden die Ergebnisse der GMMG-CONCEPT-Studie von Weisel K. präsentiert. Diese Investigator Initiated Phase-II-Studie ist aus meiner Sicht einer der besten Studien was High-Risk-Patienten betrifft. HR war definiert als sel17p, t(4;14), t(14;16), >3 Kopien von 1q21, und ISS Stadium 2 und 3. Der neue CD38-Antikörper Isatuximab wird in Kombination mit KRd bei transplantfähigen/nicht-transplantfähigen Patienten eingesetzt. Evaluiert wurde, inwieweit eine MRD-Negativität mit diesem Schema erreicht werde kann. In den vorläufig 50 Patienten konnte bei allen ein Ansprechen erzielt werden (ORR = 100 %), in 90 % eine VGPR und von 33 Patienten, bei denen eine MRD-Evaluierung vorlag, erreichten 61 % eine MRD-Negativität. Diese Ergebnisse sind für die Hochrisiko-Patientengruppe sehr vielversprechend und eine weiterführende Phase-III-Studie ist zu erwarten.
Insgesamt ist festzuhalten, dass Studien mit Hochrisikopatienten eine uniforme Definition aufweisen sollten welche Patienten inkludiert werden, um auch Studien untereinander besser vergleichen zu können. Bei den Studien mit Elotuzumab sind die Langzeitdaten abzuwarten um ein klares Bild der Wirksamkeit im First-line-Setting zu bekommen. Das Schema der CONCEPT-Studie ist vor allem bei jungen Hochrisiko-Patienten eine Option, die für die klinische Praxis mit hoher Wahrscheinlichkeit relevant ist.