Die HD21-Studie der GHSG verglich randomisiert BrECADD mit esc. BEACOPP. Eingeschlossen wurden Patienten mit AS cHL (18-60 Jahre), die Therapie erfolgte PET2-geführt mit 4 (PET2-negativ) bzw. 6 (PET2-positiv) Zyklen.
Nachdem die beiden co-primären Endpunkte (Überlegenheit hinsichtlich treatment related morbidity und Nicht-Unterlegenheit hinsichtlich PFS) bereits kürzlich erreicht wurden, wurde nun die Analyse bezüglich Überlegenheit hinsichtlich PFS präsentiert.
57,5 % im BrECADD-Arm bzw. 58,2 % der Patienten im BEACOPP Arm erreichten PET2-Negativität und erhielten somit insgesamt 4 Zyklen Therapie. Bei einem medianen Follow-Up von 48 Monaten lag das 4y PFS im BrECADD-Arm bei 94,3 % (PET2-negativ: 95,5 %, PET2-positiv: 92,5 %) und bei 90,9 % im BEACOPP-Arm (HR = 0,66, p = 0,035)
Der PFS-Vorteil von BrECADD war bedingt durch die Reduktion von frühen PFS-Events (primärer Progress oder Frührezidiv).
Fazit: BrECADD ist signifikant effektiver als esc. BEACOPP mit einem im Setting des fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphoms bislang unerreichten 4y PFS von 94,3 %. Für ca. 60 % der Patienten kann mit einer kurzen (12 Wochen) dauernden Therapie ein 4y PFS von über 95 % erreicht werden, jedoch zeigen auch Interims-PET positive Patienten ein exzellentes Outcome.
In Zusammenschau mit der auch signifikant besseren Tolerabilität ist PET2-geführter BrECADD der neue Therapiestandard für erwachsene (<60-jährige) Patienten mit AS cHL.
Neben dem 4y-PFS Update wurden zur HD21-Studie auch Daten zur Fertilität und gonadaler Dysfunktion präsentiert.
Die POCBP (Patients of Childbearing Potential)-Kohorte inkludierte Frauen ≤ 40 Jahre und Männer ≤ 50 Jahre; Einschränkung der gonadalen Funktion wurde definiert als Serum-FSH-Werte > 25 U/l (Frauen) bzw. > 15 U/L (Männer). FSH-Werte standen bei 766 der 1183 Patienten umfassenden POCBP-Kohorte zur Verfügung.
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern zeigte sich im BrECADD-Arm eine signifikant höhere Rate an FSH-Erholung nach 3 Jahren (Frauen 94 % vs. 73 %, Männer 84 % vs. 38 %, p < 0.0001). Besonders markant ist der Unterschied bei Frauen ≥ 30 Jahre (86 % vs. 45 %); bei Frauen ≤ 30 Jahren kam es zu einer nahezu universellen (99,2 %) FSH-Erholung nach bereits 1 Jahr Follow-Up. Die Rate an FSH-Erholung bei Männern im esc. BEACOPP-Arm war niedrig und nicht abhängig von der Anzahl der verbreichten Zyklen.
103 Geburten wurden gemeldet (57 im BrECADD- und 38 im esc. BEACOPP-Arm); bei Frauen bestand im BrECADD-Arm ein Trend zu einer höheren Inzidenz von Elternschaft (14 % vs. 12 %), bei Männern erreichte der Unterschied statistische Signifikanz (7 % vs. 3 %, p = 0,0253).
Fazit: BrECADD zeigte eine überlegene Erholung der gonadalen Funktion gegenüber esc. BEACOPP, insbesondere bei Patienten mit erhöhtem Risiko für gonadale Dysfunktion (Männer, Alter >35). Die berichteten Daten zur FSH-Erholung sind vergleichbar mit jenen für ABVD und unterstützen den Einsatz von BrECADD als neuen SOC für Patienten mit AS cHL in diesem jungen Patientenkollektiv.