Assoc.-Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber
Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie, Medizinische Universität Wien
GAIA/CLL13: Professor Philipp Staber präsentiert seine persönlichen Highlights bei CLL, allen voran Ergebnisse von GAIA/CLL13, einer Studie mit österreichischer Beteiligung, die als Late Breaking Abstract vorgestellt wurden. Untersucht wurden drei zeitlich beschränkte Venetoclax-basierte Kombinationstherapien (Obinutuzumab-Venetoclax ± Ibrutinib [GV bzw. GIV]; Rituximab-Venetoclax [RV]) gegenüber einer Chemoimmuntherapie (CIT) im Erstliniensetting der CLL. Nach den bereits vom ASH2021 Meeting bekannten MRD-Daten liegen nun auch PFS-Daten vor – und die haben es in sich: die Zugabe von Obinutuzumab erwies sich sowohl in dualer als auch Triple-Kombination mit 3-Jahres-PFS-Raten von 87,7 bzw. 90,5 % den Vergleichsarmen deutlich überlegen (RV: 80,8 %; CIT: 75,5 %), was einmal mehr den Stellenwert einer Obinutuzumab-Venetoclax-Kombination in der Erstlinientherapie der CLL unterstützt. (vgl. auch Beitrag OA Dr. Thomas Nösslinger)
BRUIN Studie: Mit der Phase-1/2-Studie BRUIN wurde eine weitere bemerkenswerte Arbeit in der zielgerichteten Therapie der CLL vorgestellt. Der hochselektive, nicht-kovalente BTK-Inhibitor Pirtobrutinib erzielte in der stark vorbehandelten Patientenkohorte (im Median 3 Vortherapien, inkl. BTK-Inhibitor und Venetoclax) ein sehr gutes Ansprechen (ORR 86 % nach 10 Monaten Follow-up); der Response zeigte sich in allen Subgruppen, darunter auch bei Patienten mit BTK- oder PLCγ2-Mutation. In welcher Weise sich diese Substanz in das Portfolio der CLL-Therapie eingliedern wird, darf mit Spannung erwartet werden.
iFCG Update: Präsentiert wurden die Langzeitdaten der iFCG-Studie, in der die Kombinationstherapie Ibrutinib/Fludarabin/Cyclophosphamin/Obinutuzumab (iFCG) bei therapienaiven Patienten mit IGHV-mutierter CLL untersucht wurde. 5-Jahres PFS- und OS-Raten unter iFCG lagen bei 97,7 % bzw. 97,8 % – Ergebnisse, die im Vergleich zu anderen Kombinationstherapien (z.B. 5-Jahres-PFS mit Ibrutinib 81 % [RESONATE-2]; Obinutuzumab-Venetoclax 78 % [CLL14; Abstract S148]) umso bemerkenswerter erscheinen. Diese Ergebnisse legen nahe, das Immunchemotherapie-haltige Schemata bei CLL-Patienten mit IGHV-Mutation nicht außer Acht gelassen werden sollten.