„Wir erleben gerade stürmische Zeiten“, sagt Dr. Michael Panny in seinem Videostatement einleitend, mit einer Vielzahl neuer Substanzen in etlichen Indikationen. Das große Highlight am ersten Tag des EHA-Meetings war die Präsentation der CLL14-Studie der deutschen CLL-Studiengruppe, an der auch österreichische Zentren teilgenommen haben. Die Studie inkludiert alte Patienten (median 72 Jahre) mit Komorbiditäten (CIRS-Score >6, GFR <70) und damit ein repräsentatives CLL-Kollektiv. Verglichen wurde Venetoclax (12 Zyklen) plus Obinutuzumab (6 Zyklen) vs. Obinutuzumab-Chlorambucil im Kontrollarm. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll, etwa was die Rate MRD-negativer Patienten betrifft, was sich letztlich auch in ein längeres PFS übersetzt hat (24-Monate-PFS-Rate: 88% vs. 64% im Kontrollarm).
Fazit: „Die Ergebnisse werden sich auf die klinische Praxis auswirken. Wir haben für das klassische CLL-Patientengut eine gut verträgliche Therapie mit einer definierten Therapiedauer gegenüber einer Dauertherapie. D.h. diese Option wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.“ Dr. Michael Panny
Beim follikulären Lymphom wurden Daten einer frühen Studie (Phase Ib/II) präsentiert, und zwar zur Kombination Obinutuzumab, Lenalidomid plus dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polatuzumab-Vedotin . Bei mehrfach vorbehandelten Patienten wurde damit ein 1-Jahres-PFS von 90% erzielt.
Was hochmaligne Lymphome betrifft sind CAR-T-Zellen derzeit das hot topic. In der Umsetzung vor allem in Europa gibt es allerdings noch Herausforderungen, u.a. bei der rechtzeitigen Verabreichung, die meisten Patienten brauchen eine Bridging-Therapie. Es gibt nationale und internationale Bemühungen, diese Hürden zu nehmen. Insgesamt aber funktioniert in Österreich die Indikationsstellung und Kooperation mit den 6 anbietenden Transplant-Zentren sehr gut.
Die Immuntherapie hat sozusagen im Schatten der CAR-T-Zellen noch einiges in der Pipeline. Vor allem werden bispezifische Antikörper, z.B. mit CD20/CD3 als Target, in Zukunft verstärkt eine Rolle spielen oder Substanzen wie Polatuzumab-Vedotin, das immer weiter in frühere Therapielinien drängt. Zukünftige Fragen werden sich damit beschäftigen, wie man diese Therapien sequenziert, was man als Bridging-Therapie für CAR-T-Zellen verwendet. Darüber hinaus mehren sich Berichte, dass neue Therapien auch nach Versagen von CAR-T-Zellen gut zur Wirkung kommen.
„In naher und mittlerer Zukunft sicher“, meint Dr. Panny, ein Beleg dafür sind zahlreiche Versuche der Therapieoptimierung des DLBCL mit Nicht-Chemotherapeutika, ohne dass eine Verbesserung von R-CHOP gelungen wäre. Neue Studiendesigns werden wohl eine bessere Patientenselektion vorsehen müssen und nicht eine Therapie über die gesamte Kohorte untersuchen.