Vielversprechende Studien zu CAR-T-Zelltherapien

CARTITUDE-2-Studie,  Kohorte D: Ciltacabtagen Autoleucel +/- Lenalidomid Erhaltung

In der Kohorte D der CARTITUDE-2-Studie erhielten neudiagnostizierte Patient:innen (ECOG 0-1) mit einer suboptimalen Response von  < CR und ≥ SD (stable disease) nach 4-8 Zyklen Induktionstherapie inklusive ASCT +/- Konsolidierung einmalig Cilta-Cel 0,75 x 10*6 Zellen 5-7 Tage nach Lymphodepletion mit Cyclophosphamid und Fludarabin. Präsentiert wurden Daten von 17 Patient:innen, wobei 12 Lenalidomid-Erhaltung ≥ 21 Tage nach Cilta-Cel für ≤ 2 Jahre erhielten. Nach einem medianen Follow-up von 22 Monaten zeigte sich eine ORR von 94,1 %, die mediane DOR (duration of response) wurde noch nicht erreicht, die 18-Monate-DOR lag bei 93,3 %, PFS und OS nach 18 Monaten betrugen 93,8 % für Patient:innen mit und ohne Lenalidomid-Erhaltung. 80 % der Patient:innen erreichten MRD-Negativität. Es wurde keine Grad 3-4 CRS (cytokine release syndrom) oder ICANS (immune effector cell-associated neurotoxicity syndromes) beobachtet, ebenso kein Parkinsonismus oder MNTs (movement and neurocognitive treatment-emergent adverse events).

Kommentar: Im klinischen Alltag sind CAR-T-Cells derzeit ab der 2. Therapielinie zugelassen. Patient:innen mit unzureichendem Response auf ASCT haben unter den bisher verfügbaren Behandlungsoptionen  meist einen ungünstigen Krankheitsverlauf. Die Ergebnisse der Kohorte D der CARTITUDED-2 Studie sind durchaus beeindruckend und geben Anlass zur Hoffnung, dass CAR-T-Cells ab der 2. Therapielinie auch für diese Patient:innen eine effektive Option darstellen.

EQUE-CEL, neue (vollständig humane) BCMA-gerichtete CAR-T-Zelltherapie bei Hochrisiko multiplen Myelomen

Beeindruckende Daten kommen aus der Phase-I-Studie FUMANBA-2, welche das Anti-BCMA-gerichtete CAR-T-Zell-Produkt Eque-cel neudiagnostizierten Myelom-Patient:innen (NDMM), nicht geeignet für ASCT, mit Hochrisiko(HR)-Faktoren nach 4 Zyklen Induktionstherapie mit BRD, VCD oder VAD untersucht. HR wurde hier definiert als R-ISS (revised international staging system) 2 bzw. double hit oder triple hit laut mSMART3.0-Kriterien. Präsentiert wurden Daten von 16 Patient:innen, 100 % hatten HR-Zytogenetik, davon 62,5 % double-hit und 12,5 % triple hit. 25 % wiesen extramedulläre Manifestationen auf. Einer von 16 Patient:innen erhielt Lenalidomid-Erhaltung ab Tag 92 post Eque-cel-Infusion, die aber aufgrund einer allergischen Reaktion bereits am Tag 96 wieder abgebrochen wurde. Nach einem medianen Follow up von 7,46 Monaten erreichten alle Patient:innen einen MRD-negativen Response, davon 71,4 % sustained MRD-Negativität ≥ 12 Monate. Die ORR betrug 100 %, mediane DOR und medianes PFS sind noch nicht erreicht. Die 6 Monate PFS-Rate betrug 93,8 %, die 12-Monate-PFS-Rate 84,4 %. Keine ≥ Grad 3 ICANS oder ≥ Grad 3 Neurotoxizitäten wurden beobachtet. Die häufigsten ≥ Grad 3 beobachteten Nebenwirkungen waren Neutropenie, Lymphopenie und Leukopenie, außerdem Infektionen bei 25 % der Patient:innen.

Kommentar: Patient:innen mit Hochrisikokriterien, wie in der FUMANBA-2 Studie definiert, stellen im klinischen Alltag eine therapeutische Herausforderung dar. Diese frühen Daten zu Eque-cel in der ersten Linie bei Patient:innen mit Hochrisikofaktoren sind sehr vielversprechend, müssen aber durch Studien mit größeren Patientenzahlen und längerem Follow-up validiert werden. Erwähnenswert ist zudem, dass die CAR-T-Zelltherapie in der FUMANBA-Studie für Patient:innen nicht fit für eine ASCT vorgesehen war. Das mediane Alter der eingeschlossenen Patient:innen lag bei 58,5 Jahren. Auf Nachfrage an die Präsentatorin wurde hier nicht fit für ASCT definiert durch Alter ≥ 65 Jahre, Vorhandensein von Komorbiditäten und unzureichendes Ansprechen auf die Induktionstherapie. Das Alter allein oder auch Komorbiditäten stellen in vielen Ländern aber per se keine Kontraindikation gegen eine ASCT dar. Um also Studienergebnisse adäquat interpretieren zu können, sind detaillierte Informationen zum Allgemeinzustand und zur Fitness der eingeschlossenen Patient:innen entscheidend.

Anitocabtagen Autoleucel (Anito-cel) beim rezidivierten/refraktären multiplen Myelom: 1-Jahres-Daten

Anitocabtagen Autoleucel (Anito-cel) ist eine BCMA-gerichtete CAR-T-Cell-Therapie mit einer synthetischen Bindungsdomäne. Sehr beeindruckend sind frühe Daten aus einer Phase-I-Studie von 38 Patient:innen mit im median 4 Vortherapien. 100 % waren triple class refraktär, 68 % pentarefraktär, 89 % waren refraktär auf die letzte Therapielinie. 34 % der Patient:innen hatten extramedulläre Manifestationen (EMD), 29 % HR-Zytogenetik mit del 17p, t/14;16), t(4;14). Das mediane Follow-up betrug 26,5 Monate. Es zeigte sich eine ORR von 100 % mit 76 % ≥CR, 92% ≥VGPR, 3 Patient:innen erreichten eine PR. CRS ≤ 2 wurde bei 98 % der Patient:innen beobachtet, nur bei einem Patienten fand sich ein CRS Grad 3. Auch ICANS traten überwiegend im Grad ≤ 2 auf. Alle CRS und ICANS bildeten sich vollständig zurück, Neurotoxizitäten wie Guillain-Barre-Syndrom, Paresen- oder Parkinson-Syndrome wurden nicht beobachtet. Mediane DOR, PFS und OS wurden noch nicht erreicht. Zudem vertiefte sich das Ansprechen auf Anito-cel mit längerer Nachbeobachtung. Dieser Benefit zeigte sich in allen Subgruppen, also auch für Patient:innen mit EMD und HR-Zytogenetik.

Kommentar: Hier handelt es sich um hervorragende Responseergebnisse durch ein CAR-T-Zelltherapie bei intensiv vorbehandelten Patient:innen mit Hochrisikofaktoren. Zudem beeindruckt das günstige Nebenwirkungsprofil von Anito-cel im Hinblick auf Neurotoxizität. Das CAR-T-Zell-Produkt wird nun in weiteren Studien untersucht und neue Daten mit größeren Patientenzahlen mit Spannung erwartet.