Mehta SR., Hamilton, CA; Abstract # 2104
Bei Patienten mit STEMI wird primär die für den Infarkt verantwortliche Koronarläsion behandelt. Unklar ist, ob und wann darüber hinaus bestehende signifikante Stenosen der Koronargefäße, die nicht für den Infarkt verantwortlich sind (non-culprit lesions), behandelt werden sollen. Bisherige Studiendaten deuteten v. a. darauf hin, dass eine frühzeitige Behandlung dieser non-culprit lesions die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche Revaskularisation verringert.
In COMPLETE wurden 4.041 Patienten mit STEMI und weiteren non-culprit lesions zu einer Behandlung aller signifikanten Stenosen in einem zweiten Eingriff innerhalb des Indexkrankenhausaufenthaltes oder zu einer richtlinienbasierten medikamentösen Therapie randomisiert. Etwa 3/4 der eingeschlossenen Patienten hatten eine weitere Stenose, der Rest zwei oder mehr zusätzliche Stenosen.
Der primäre Endpunkt, bestehend aus CV-Tod oder Myokardinfarkt, wurde in der Gruppe mit kompletter Revaskularisation bei 7,8 % der Patienten und in der Vergleichsgruppe bei 10,5 % beobachtet, was einer signifikanten relativen Risikoreduktion von 26 % bzw. einer number-needed to treat von 37 über 3 Jahre entspricht. Der „zweite“ primäre Endpunkt, der zusätzlich Ischämie-getriebene Revaskularisationen umfasste, wurde sogar um fast 50 % reduziert. Eine Subgruppenanalyse zeigt, dass insbesondere Patienten mit einer mehr als 80 % Stenose oder einer funktionell bestätigten Läsion (mittels fractional flow reserve) von einer frühen Revaskularisation profitieren. Der sekundäre Endpunkt Myokardinfarkt alleine wurde ebenfalls signifikant reduziert. Die sekundären Endpunkte (CV) Mortalität, Schlaganfall, schwere Blutung oder kontrastmittelinduziertes Nierenversagen waren jedoch nicht signifikant unterschiedlich.
Bedeutung für die Praxis: COMPLETE zeigt erstmals, dass eine frühzeitige Revaskularisation bei STEMI-Patienten – insbesondere wenn eine höhergradige non-culprit lesion vorliegt – nicht nur eine Reduktion neuerlicher Revaskularisationen bringt, sondern auch den kombinierten Endpunkt Myokardinfarkt und CV-Mortalität reduziert.