Kotschet E, Melbourne, AU; Deep Dives
Bei transvenösen ICDs stellen mögliche Elektrodenkomplikationen ein wesentliches Problem dar. Ein subkutaner Defibrillator kommt gänzlich ohne Elektroden im Herzen aus, allerdings mit dem Nachteil, dass keine kontinuierliche antibradykarde Stimulation oder antitachykardes Pacing (ATP) abgegeben werden kann. Der Extravascular Implantable Cardioverter Defibrillator (EV-ICD) versucht, die Vorteile des transvenösen Systems mit antibradykarder Stimulation und ATP und des subkutanen ICDs zu kombinieren. Beim EV-ICD wird die Elektrode extravaskulär unter dem Sternum, und der Generator seitlich nahe der midaxillären Linie implantiert. Nun wurden die Langzeitdaten der first-in-human Pilotstudie des EV-ICD präsentiert.
Daran nahmen 4 Zentren in Australien und Neuseeland teil. Von 26 eingeschlossenen Patienten, wurden 21 Patienten (mittleres Alter 54 Jahre, Männer 81 %) einer EV-ICD- Implantation zugeführt, wobei bei einem Patienten die Implantation nicht erfolgreich war. Es gab keine intraprozeduralen Komplikationen. Induziertes Kammerflimmern (VF) konnte in 89,5 % der Patienten erfolgreich terminiert werden. Die Stimulation zum Zeitpunkt der Implantation war in 95 % der Fälle erfolgreich. Siebzehn Patienten wurden initial in die chronische Nachbetreuungsphase der Studie eingeschlossen, von denen noch 14 weiterverfolgt werden. Die Stimulationsreizschwelle und das Sensing blieben stabil während dem Follow-up von 12 Monaten. Ein Patient hatte mehrere klinische ventrikuläre Tachykardien (VT), die teils spontan sistierten oder erfolgreich mit einem Schock therapiert wurden, nachdem das ATP nicht erfolgreich war. Drei Systeme wurden explantiert wegen (1) inappropriatem Schock bei Sondendislokation, (2) zu hoher Defibrillationsenergie (40 J) und fehlender Sicherheitsmarge, sowie (3) Intoleranz des ATP bei hoher Reizschwelle und häufigen VT.
Die Autoren schlussfolgern, dass die Performance des EV-ICD im Langzeitverlauf stabil bleibt und das Gerät VT erkennen und therapieren kann.
Bedeutung für die Praxis: Der EV-ICD stellt eine interessante Option der ICD-Therapie dar. Diese first-in-human Studie ist als eine Machbarkeitsstudie zu verstehen. Naturgemäß lässt die geringe Patientenzahl und die dadurch bedingte niedrige Ereignisrate keine endgültige Aussage zu, auch scheint eine Explantationsrate von rund 15 % inakzeptabel hoch. Derzeit läuft die Pivotalstudie mit 400 Patienten und 6-monatigem Follow-up, die hoffentlich mehr Einblick in diese neue Therapieform geben wird.