Cardio-Oncology in Focus
Expert Advice – Cardiotoxicity of Cancer Therapy – An Ounce of Prevention…
Das Überleben bei Krebs hat sich durch die modernen Chemo- und Immuntherapien deutlich verbessert, daher werden kardiale Auswirkungen immer wichtiger. Schon vor onkologischem Behandlungsbeginn soll das kardiale Risikoprofil erfasst werden, hierzu sind jüngst Positionspapiere der ESC Heart Failure Association (HFA) erschienen.
Je nach Substanzgruppe sollen basal ein EKG und ein Echo durchgeführt sowie die Biomarker Troponin und BNP bestimmt werden, wie Thomas Suter aus Bern erläuterte. Die Häufigkeit der kardiologischen Kontrollen erfolgt abhängig von der potentiellen Kardiotoxizität der Substanz (z. B. hoch für EF-Verschlechterung bei Anthrazyklinen, Trastuzumab, VEGF-, Targeted- bzw. Tyrosinkinase-Inhibitoren; Ischämie bei 5-FU, Cisplatin) sowie dem kardialen Risiko (z. B. vorbestehende KHK, Vitien, Herzinsuffizienz, Hypertonie oder Diabetes).
Präventiv zeigte Ana Barac aus Washington, dass Bewegungstraining das Kardiotoxizitätsrisiko z. B. bei Brustkrebs positiv beeinflusst. Die kardio-respiratorische Fitness (METs) ist Prädiktor für das onkologische und kardiale Überleben. In Tiermodellen wurden Apoptose und oxidativer Stress durch Doxorubicin und NOX2 supprimiert, es bestehen nur kleinere Studien an PatientInnen. Eine wichtige Rolle besitzt die kardiale Rehabilitation nach Krebs.
Proinflammatorische Biomarker waren 10 Jahre nach Chemotherapie erhöht in einer Studie von Peter Van Der Meer aus Groningen. Eine rezente Metaanalyse zu neurohumoralen Therapien bei Kardiotoxizität (ACEi, ARBs, Betablocker und/oder MRAs) aus 17 Studien, davon 14 bei Brustkrebs, zeigte eine geringe 4 % EF-Verbesserung, bei allerdings hoher Heterogenität.
Teresa Lopez Fernandez aus Madrid betonte die Wichtigkeit des frühen Beginns der kardialen Therapie. Das spanische CARDIOTOX-Register erfasste eine schwere Kardiotoxizität (EF < 40 %) von 16 % nach 2 Jahren bei Leukämie-Patienten, 11 % bei Non-Hodgkin und nur < 1 % bei Brustkrebs.
Kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs haben gemeinsame Risikofaktoren (z. B. Rauchen, hohes Cholesterin, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel), wie Javid Moslehi aus Nashville darstellte. Herzinsuffizienz konnte experimentell Tumorwachstum bei Mäusen induzieren. Durch gemeinsame immunologische und genetische Mechanismen beeinflusst Krebs das Herz nicht nur durch kardiotoxische immunologische Therapien, sondern auch das Herz den Tumor.