Curzen N, Southampton, UK; Hot Line
Die invasive Druckdraht-Messung zum Zeitpunkt der Angiografie bietet Informationen sowohl zur Anatomie als auch zur Physiologie eines atherosklerotisch veränderten Koronargefäßes. Eine fraktionierte Flussreserve (FFR)-geführte perkutane Koronarintervention (PCI) schien in Beobachtungsstudien mit einer geringeren Ressourcennutzung und einem verbesserten klinischen Ergebnis – im Vergleich zur alleinigen angiografischen Führung – verbunden zu sein.
RIPCORD 2 untersuchte als erste randomisierte multizentrische Studie, ob das FFR-geführte Management von Angina-pectoris-Patienten (n = 1.100) mit einer effektiveren Ressourcennutzung, einer verbesserten Lebensqualität und einem besseren klinischen Outcome (MACE: Tod, Schlaganfall, Myokardinfarkt und ungeplante Revaskularisierung) assoziiert ist, verglichen mit alleiniger Angiografie.
Die Resultate zeigten klar, dass eine systematische FFR-Messung im Vergleich zu einer konventionellen angiografischen Führung mit komparablen Kosten, sowie mit vergleichbaren Effekten auf die Lebensqualität und Symptome nach einem Jahr assoziiert ist. Ebenso hatte die Anwendung einer FFR keinen Einfluss auf die klinische Ereignis-Rate (MACE), sowie auf das weitere Management der untersuchten Patienten in Hinblick auf optimale medikamentöse Therapie, Durchführung einer PCI oder CABG-Operation.
Festzuhalten ist, dass im FFR-Arm eine signifikant höhere Strahlen- und Kontrastmittel-Dosis appliziert, und eine deutlich höhere Komplikationsrate verzeichnet wurde als in der konventionellen Angiografie-Gruppe.
Bedeutung für die Praxis: Basierend auf den RIPCORD 2-Daten konnte gezeigt werden, dass eine standardmäßige FFR-Messung in der klinischen Praxis keine Überlegenheit – in Hinblick auf Kosten, Lebensqualität, Symptome und MACE – im Vergleich zur konventionellen Angiografie hat. Unter dem Aspekt einer höheren Rate an Komplikationen sowie der höheren applizierten Strahlen- und Kontrastmittel-Dosis sollte – entsprechend der Empfehlung der ESC – eine fokussierte FFR-Messung weiterhin nur in selektiven Fällen herangezogen werden.