Bhatt D, Newton, US; Abstract # 2097
Rezent wurde in mehreren Studien eine intensivierte antithrombotische Therapie bei stabiler kardiovaskulärer Krankheit getestet. Ticagrelor hat bereits bei ACS-Patienten mit Diabetes eine besonders starke Risikoreduktion ischämischer Endpunkte im Vergleich zu Clopidogrel gebracht. In der THEMIS-Studie wurde bei 19,220 Diabetikern mit einem Alter > 50 Jahre bei stabiler koronarer Herzkrankheit (ohne vorangegangenen Herzinfarkt oder Schlaganfall) Ticagrelor mit Placebo verglichen.
Alle Patienten erhielten zusätzlich Aspirin. Zu erwähnen ist, dass es während der Studie eine Protokolländerung aufgrund der PEGASUS-Studie gab und 26 % der Patienten statt der Standarddosis 2 x 90 mg Ticagrelor eine reduzierte Dosis von 2 x 60 mg erhielten.
Der kombinierte primäre Wirksamkeitsendpunkt, bestehend aus Myokardinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulärem Tod, wurde während der über mehr als 3 Jahre laufenden Studie in der Ticagrelor-Gruppe bei 7,7 % und in der Placebo-Gruppe bei 8,5 % beobachtet, was einer signifikanten relativen Risikoreduktion von 10 % entspricht. Andererseits stieg der primäre Sicherheitsendpunkt schwere Blutungen (nach ISTH) von 1,0 auf 2,2 % mit Ticagrelor an. Eine Sensitivitätsanalyse zeigte keinen Unterschied für die beiden verwendeten Ticagrelor-Dosierungen. Auch die intrakraniellen Blutungen stiegen signifikant von 0,5 % auf 0,7 % an. Eine exploratorische Analyse eines Nettobenefits, bestehend aus irreversiblen Endpunkten wie Myokardinfarkt, Tod, Schlaganfall, fatale oder intrakranielle Blutung, zeigte keinen Unterschied zwischen den beiden untersuchten Gruppen.
Bedeutung für die Praxis: THEMIS reiht sich mit diesem Vorteil bei ischämischen Ereignissen bei gleichzeitigem zumindest ebenso starkem Anstieg von schweren Blutungen durch die zusätzliche Gabe von Ticagrelor in eine Reihe von Studien ein, die rezent eine intensivierte antithrombotische Therapie bei stabiler kardiovaskulärer Krankheit testeten und in der Gesamtpopulation keinen eindeutigen Nettobenefit zeigen konnten. Relevant für die klinische Praxis ist damit die Identifikation von Patienten mit einem hohen ischämischen aber niedrigen Blutungs-Risiko, die von einer intensivierten antithrombotischen Therapie profitieren könnten.