Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Senta Graf berichtet über die neuen ESC-Guidelines zum kardiovaskulären Management von Patient:innen vor einer nicht-kardialen Operation. In der Europäischen Union kommt es pro Jahr geschätzt zu 660.000 schweren kardiovaskulären Komplikationen im Rahmen nicht-kardialer operativer Eingriffe. Diese zu reduzieren bzw. zu verhindern ist das Ziel der beim ESC-Kongress vorgestellten Leitlinie, mit umfassenden Empfehlungen zur präoperativen, operativen und postoperativen Versorgung.
Die Empfehlungen richten sich nach der Wahrscheinlichkeit kardiovaskulärer Komplikationen, die einerseits von der Art der Operation abhängt – hier wird in den Leitlinien zwischen Eingriffen mit niedrigem, mittlerem und hohem Risiko unterschieden; andererseits von Patientencharakteristika – hierzu zählen Alter, Risikofaktoren (z. B. Bluthochdruck, Dyslipidämie, Diabetes mellitus) und kardiovaskuläre Vorerkrankung. In den Guidelines werden drei Risikogruppen definiert: niedriges Risiko (Alter < 65 Jahre, keine Symptome oder Vorgeschichte einer kardiovaskulären Erkrankung); mittleres Risiko (Alter > 65 Jahre, Beschwerden und Vorliegen der oben genannten Risikofaktoren); hohes Risiko (koronare Herzerkrankung in der Anamnese).
Ein Beispiel für die neuen Empfehlungen: Bei Patient:innen mit mittlerem oder hohem Risiko – dazu zählen eben auch scheinbar gesunde Patient:innen > 65 Jahre – sollte vor einer nicht-kardialen Operation ein Echokardiogramm durchgeführt, Troponin und BNP bestimmt, und nach Leistungseinschränkung gefragt werden.
Die Guidelines zeigen auch auf, was Patient:innen selbst vor und nach der Operation tun können. Dazu zählt ein Rauchstopp 4 Wochen vor der Operation, Kontrolle von Blutdruck, Dyslipidämie und Diabetes. Patient:innen sollten weiters auf Anämie untersucht werden. Wenn Blutverdünner eingenommen werden, ist abzuklären, ob diese pausiert oder weitereingenommen werden sollen.