Doz. Thomas ZELNIKER gibt einen Überblick über die Neuerungen der überarbeiteten ESC/EAS-Guidelines zu kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes. Die Leitlinie ist sehr umfangreich und berücksichtigt die Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen und Themen, die bei Patient:innen mit Diabetes typischerweise auftreten können.
Eine Änderung gegenüber der letzten Version von 2019 ist, dass der Prädiabetes aufgrund der geringen Evidenz nun nicht mehr berücksichtigt wurde. Dafür wird empfohlen, bei allen Patient:innen mit manifesten kardiovaskulären Erkrankungen auch eine Screening-Untersuchung auf einen eventuell vorhandenen Diabetes durchzuführen und, wie zuvor schon, bei allen Patient:innen mit Diabetes regelmäßige kardiovaskuläre Screenings abzuhalten.
Eine wesentliche Änderung gab es im Konzept der kardiovaskulären Risikobewertung bei Patient:innen mit Diabetes. Hier wurde beispielsweise auch ein neuer kumulativer 10-Jahres-Risikoalgorithmus für Typ-2-Diabetiker:innen über 40 Jahre ohne manifeste kardiovaskuläre Erkrankungen eingeführt.
Wie in vielen anderen Leitlinien auch, wird aufgrund der Studienlage den SGLT2-Hemmern, GLP1-RA und PCSK9-Hemmern nun ein höherer Stellenwert in der Behandlung begleitender kardiovaskulärer Erkrankungen und Risikofaktoren eingeräumt.
Ein weiter ausgebauter, relevanter Fokus in den Leitlinien ist die chronische Niereninsuffizienz, sodass bei Patient:innen mit Diabetes regelmäßig die GFR und Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin bestimmt werden sollten. Zur Behandlung einer vorhandenen chronischen Niereninsuffizienz werden ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, SGLT2-Hemmer und der nicht-steroidale Mineralokortikoid-Rezeptorantagonist Finerenon empfohlen.
Quelle: Marx N et al., Eur Heart J 2023; ehad192