Prof. Konstantin Krychtiuk bespricht die wichtigsten Neuerungen der 2024 ESC-Guidelines zum Management von erhöhtem Blutdruck und Hypertonie.
Die erste Neuerung lässt sich bereits aus dem Leitlinien-Titel ablesen: Es geht darin nicht nur um das Management der Hypertonie (> 140/90 mmHg), sondern auch um das Management des erhöhten Blutdrucks (120–139/70–89 mmHg); denn das Risiko für die Entstehung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung steigt kontinuierlich und nicht sprunghaft, erst ab einem Blutdruck von 140 mmHg an. Bei Patient:innen, die einen erhöhten Blutdruck, aber noch keine Hypertonie haben, entscheidet das individuelle Risiko über das weitere therapeutische Vorgehen.
Zur Therapie: Das Therapieziel liegt bei 120–130 mmHg systolisch. Liegt eine Hypertonie vor, muss sofort mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden. Auch Patient:innen mit erhöhtem Blutdruck und hohem Risiko (z. B. durch Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder familiäre Hypercholesterinämie) sind behandlungsbedürftig; hier wird zu Beginn eine Lebensstilmodifikation versucht; bleibt diese nach 3 Monaten ohne Erfolg, ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Letztere soll bereits zu Beginn aus einer Kombination von mindestens 2 der 3 folgenden Substanzklassen bestehen: RAS-Hemmer (ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker), Kalziumantagonisten und/oder Diuretika. Wenn die 2-fach-Kombination nicht wirkt, soll die Therapie auf eine 3-fach-Kombination ausgeweitet werden. Betablocker sind Reserve-Antihypertensiva.