Sebastian Schmid, München, präsentierte die Daten zur RACE-IT-Studie, einer prospektiven, einarmigen, multizentrischen Phase-II-Studie zur Evaluierung der Sicherheit und Effektivität einer neoadjuvanten Radioimmuntherapie vor radikaler Zystektomie bei lokal fortgeschrittenem Blasenkrebs.
Hintergrund: Derzeit ist die neoadjuvante Chemotherapie gefolgt von einer radikalen Zystektomie der Standardbehandlungsansatz für diese Patienten. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung ist die Prognose jedoch nach wie vor schlecht, sodass nach wirksameren Ansätzen gesucht wird. Erste Daten zur neoadjuvanten Immuntherapie bei muskelinvasivem Blasenkarzinom sind vielversprechend. Darüber hinaus gibt es Daten, die auf eine potenzielle synergistische Wirkung von Strahlen- und Immuntherapie hindeuten. Um dies weiter zu untersuchen, führten die Autoren eine Phase-II-Studie durch, um Durchführbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit einer neoadjuvanten Radioimmuntherapie (RIT) mit anschließender radikaler Zystektomie bei fortgeschrittenem, muskelinvasivem Blasenkarzinom zu evaluieren.
Ergebnisse: Die Autoren identifizierten und rekrutierten Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom der Blase (cT3/4 cN0/N+ cM0), die für eine radikale Zystektomie in Frage kamen, aber entweder nicht für eine neoadjuvante Chemotherapie geeignet waren oder diese ablehnten.
Diese Patienten wurden mit Nivolumab 240 mg intravenös alle zwei Wochen für 4 Zyklen behandelt, beginnend eine Woche vor der Strahlentherapie. Nach Abschluss der neoadjuvanten Therapie wurden die Patienten einer radikalen Zystektomie unterzogen.
Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten, die die Behandlung am Ende von Woche 15 abschließen konnten. Sekundäre Endpunkte umfassten die Gesamtansprechrate, pathologische Ansprechraten, das krankheitsfreies Überleben und Toxizität.
Von den 33 Patienten, die in die Studie aufgenommen wurden, waren 32 (97%) ≥ cT3/4 und 10 (30,3%) zeigten positive Lymphknoten. Der primäre Endpunkt der abgeschlossenen Behandlung (Radioimmuntherapie und radikale Zystektomie) am Ende von Woche 15 wurde bei 27 von 31 Patienten (87%) erreicht. Dazu gehörten mindestens 2 Zyklen Nivolumab und mindestens 23 Fraktionen Strahlentherapie. Die mediane Anzahl der Nivolumab-Zyklen betrug 4. Von den vier Patienten, die den primären Endpunkt nicht erreichten, verzögerte sich die Operation bei 2 Patienten über den Zeitrahmen der Studie hinaus und 2 erhielten weniger als 2 Nivolumab-Zyklen.
Die radiologische objektive Ansprechrate lag bei 71%, während die pathologische Ansprechrate ypT0 bei 38% der Patienten und ≤ ypT1 bei 58% der Patienten lag. Die Überlebensdaten sind zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht auswertbar. Die krankheitsfreie Überlebensrate nach 12 Monaten betrug 91%. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse traten bei 55% allerbehandelten Patienten auf. Diese waren meist Grad 1-2 und betrafen am häufigsten die Schilddrüse- und den Magen-Darm-Trakt (jeweils 15%) sowie Hautreaktionen (33%). Bei 8 (26%) Patienten musste Nivolumab abgesetzt werden.
Zusammenfassung: Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die RACE IT-Studie ihren primären Endpunkt erreicht hat, was zeigt, dass eine neoadjuvante Radioimmuntherapie gefolgt von einer radikalen Zystektomie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Blasenkrebs durchführbar und sicher ist.
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★★★
Quelle: Schmid S et al., LBA75