Hintergrund: Bei Männern mit Prostatakarzinom, die eine Androgendeprivationstherapie erhalten, wurde über ein geringeres Risiko für COVID-19 berichtet, während niedrige Testosteronspiegel (T) mit einem schwereren Krankheitsverlauf und schlechteren klinischen Ergebnissen bei männlichen COVID-19-Patienten in Verbindung gebracht wurden. Im letzteren Fall ist unklar, ob niedrige T- und Dihydrotestoseronspiegel (DHT) Risikofaktoren oder Folgen von COVID-19 sind. Daher wurde der Einfluss von T- und DHT-Spiegeln auf den Schweregrad von COVID-19 in ambispektiven Kohorten von symptomatischen SARS-CoV-2-infizierten Männern untersucht.
Ergebnisse: Die P-Kohorte umfasste 71 Patienten, die in einer medizinischen Abteilung (nicht auf der Intensivstation) oder direkt auf der Intensivstation (ICU-I) aufgenommen wurden (mittleres Alter: 64 Jahre). Die R-Kohorte umfasste 89 Patienten, die auf einer medizinischen Station, auf der Intensivstation I oder sekundär auf der Intensivstation (ICU-S) aufgenommen wurden (mittleres Alter: 62 Jahre). Die mediane Dauer zwischen Aufnahme und Messung der Hormonspiegel betrug 2 Tage (Bereich: 0-16) bzw. 0,5 Tage (Bereich: 0-11). Die T- und DHT-Spiegel waren bei allen Patienten im Vergleich zur Norm niedrig und bei Patienten auf der Intensivstation sogar noch niedriger. In der R-Kohorte wurden die niedrigsten T- und DHT-Werte bei den Patienten der Intensivstation I und die mittleren Werte bei den Patienten der Intensivstation S beobachtet.
FAZIT: Niedrige T- und DHT-Werte wurden mit dem Schweregrad der Erkrankung und den schlechtesten klinischen Ergebnissen bei Männern mit schwerer COVID-19 in Verbindung gebracht. Dies deutet darauf hin, dass COVID-19 einen schnellen und tiefgreifenden Rückgang der Androgenspiegel verursachen kann und dass die T- und DHT-Serumspiegel als prognostische Marker verwendet werden können.
Quelle: Johanna Noel, et al., Paris/FR
Innovation: ★☆☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★★