Faszinierende Daten: Kann mittels RNA- und Tumor-micro-environment-Analyse das Ansprechen von Nivolumab möglicherweise vorhergesagt werden? Könnte der PD-L1-Status im Primärtumor als prognostischer Marker für Metastasenbildung im lokalisierten Nierenzellkarzinom dienen? Und – könnten bestimmte Biomarker-Kompositionen das Ansprechen auf eine Lenvatinib + Pembrolizumab-Kombinationstherapie im therapienaiven, metastasierten Setting vorhersagen?
Es folgen drei sehr interessante Arbeiten.
Meylan M et al, Paris, Abstract #700O
In der NIVOREN GETUG-AFU26-Studie wurde die Aktivität von Nivolumab im metastasierten, klarzelligen Nierenzellkarzinom (cc-RCC) nach Tyrosinkinase-Inhibitoren demonstriert. Nun wurde vorhandenes Material molekularpathologisch analysiert und auf das Ansprechen der Therapie korreliert.
Ergebnisse: Von den 324 Patienten, die bei der Studie teilnahmen, konnten 79 primär Tumor mittels RNA Sequenzierung analysiert werden. Zum einem wurde die T-Effektor Zell, (Teff) und Angiogenese, (Angio) Signaturen bestimmt und zusätzlich das „Tumor micro-environment“ mittels 8 verschiedenen Immunzellen (i) und 2 Stromazellen (S).
Es zeigte sich, dass Tumore mit einer Teff hoch, / Angio niedrig,Signatur besser auf die Immuntherapie ansprachen, als Tumor mit einer Teff niedrig/ Angio niedrig (RR: 47% vs 5%, medianes PFS: 10,1 vs 2,6 Monate). Bei der Analyse des „Tumor micro-environments“ hatte ein Tumor bei einer Kombination aus hohen CD8- mit niedriger Stroma-Zelldichte ein besseres Ansprechen (RR: 48%, mPFS: 11,4 Monate) als ein Tumor mit niedriger Immunzell-Dichte und niedriger Stroma-Zell-Dichte oder ein Tumor mit hoher Stroma-Zell-Dichte unabhängig von der Immun-Zell-Dichte (RR: 15%, mPFS: 2,8 Monate).
Fazit: Mittels RNA- und Tumor-micro-environment-Analyse kann das Ansprechen von Nivolumab möglicherweise vorhergesagt werden. Speziell Tumore mit hoher Immun-Zell-Signatur und niedriger Angiogenese sowie Stroma-Zell-Infiltration scheinen besser auf Immuntherapie anzusprechen.
Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★★★ Praxisrelevanz: ★☆☆
Nozawa et al.,, Osakaayama, Japan, Abstract #729P
Diese Studie befasst sich mit dem PD-L1-Status in Primärtumoren und dessen Einfluss auf Metastasierungsrisiko und das Gesamtüberleben der Patientenkohorte.
Ergebnisse: 381 Patienten mit lokalisierten RCC, welche mittels radikaler Nephrektomie behandelt wurden, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Primäre Endpunkte der Analyse waren Zeit zur Metastasenbildung (TTR) und Gesamtüberleben (OS . Tumore mit PD-L1-exprimierenden infiltrierenden Immunzellen von über 1% wurden als positiv deklariert.
Von 381 Patienten hatten 120 (31,5%) einen positiven PD-L1-Status. Sowohl TTR als OS waren schlechter in der PD-L1-positiven Kohorte (TTR: 12,1 vs. 21,9 Monate (HR: 1,46) OS: 75,8 vs. 97,7 Monate (HR:1,32)). In erweiterten Subgruppen (Hochrisiko und Niedrigrisiko nach WHO/ISUP Grad und Fuhrman Grad) hatten jeweils die Patienten mit positiven PD-L1-Status eine verkürzte TTR. (Hochrisikogruppe: TTR: 7,6 vs. 15,3 Monate, Niedrigrisikogruppe: 24,1 Monate vs. 29,3 Monate). Zusätzlich zeigte sich, dass Patienten mit hohem Risiko und PD-L1-Positivität ein verkürztes OS gegenüber PD-L1-negative Patienten hatten: 55,2 vs. 83,5 Monate.
Fazit: Anhand dieser Daten könnte der PD-L1-Status in Patienten mit hohen Rückfallrisiko eine prognostische Rolle einnehmen.
Innovation: ★☆☆ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★★☆
Lee C-H. et al., New York, USA, Abstract #719P
Diese Studie explorierte Biomarker-Unterschiede im therapienaiven mRCC bei Lenvatinib + Pembrolizumab-Kombinationstherapie ausgehend von einer Phase-1b/2-Studie (NCT02501096). Insgesamt wurden 38 Biomarker ausgetestet.
Blutabnahmen der Biomarker waren am Tag vor der ersten Therapiegabe (baseline), nach 15 Tagen nach Start der Therapie (C1D15) und am Tag des 2. Zyklus (C2D1).
Ergebnisse: Insgesamt konnten 27 Patienten in die Analyse eingeschlossen werden, davon hatten 70,4% ein objektives Ansprechen (Reduktion des Tumors nach irRECIST-Kriterien). 35 Biomarker-Kandidaten erreichten ein Quantitätslimit von über 80% in allen Proben und waren somit auswertbar. Die Behandlung erhöhte den Wert von 13 Biomarkern (zum Beispiel: CXCL9, CXCL10, VEGF, IFN-y, FGF-23) und verringerte den Wert von 5 Biomarkern (ANG-2, VEGFR-2) sowohl nach 15 Tagen als auch am Tag des 2. Zyklus. Patienten mit einem objektiven Ansprechen hatten einen hohen baseline-Wert von VEGFR-2 und niedrige baseline-Werte von VDBP, TNFR2, FGF-21, IL-2RA, CRP, vWF, and IL-18BP (p<0,05). Ein verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS) war assoziiert mit niedrigen baseline-Werten von FGF-21, IL-2RA, IL18BP, IL-10, TNFR2. Beispiel FGF-21: medianes PFS: hoch vs. niedrig, 9,6 vs. 22,4 Monate.
Fazit: Diese explorative Analyse von einer kleinen Patientenkohorte zeigt den möglichen Nutzen von Biomarker-Kompositionen, um primär das Therapieansprechen vorherzusagen und auch in weiterer Folge die Therapieansprechdauer zu erörtern. Größere Studien zu diesem Thema werden dringend benötigt.
Innovation: ★★★ Datenqualität: ★★☆ Praxisrelevanz: ★☆☆