Beim Nierenzellkarzinom gab es in diesem Jahr am ESMO keinen Paradigmenwechsel, aber es wurden interessante Ergebnisse lange erwarteter Studien präsentiert.
So wurde in der SORCE-Studie der Benefit einer adjuvanten Therapie mit Sorafenib untersucht. Die Studie wurde zu einem frühen Zeitpunkt initiiert, so wie auch andere Studien mit stärkeren VEGF-Inhibitoren. Bis auf eine Ausnahme waren alle diese Studien leider negativ, und selbst die Ausnahmestudie mit Sunitinib hat nicht zur Zulassung durch die EMA geführt, die den DFS-Benefit aufgrund statistischer Mängel in Zweifel zog. Sodass das Fazit an dieser Stelle für Frau Professor Schmidinger lautet, dass wir „endgültig Abstand nehmen werden von der Untersuchung von VEGF-Inhibitoren im adjuvanten Setting“.
Spannende Daten im Sinne eines Highlights gab es allerdings mit der TITAN-RCC-Studie. Es handelt sich um einen „maßgeschneiderten“, Patienten-orientierten Ansatz beim Nierenzellkarzinom. Eine der Standard-Erstlinientherapien ist die Therapie mit Nivolumab+Ipilimumab. Die TITAN-Studie ging der Frage nach, ob man wirklich immer mit der Kombination starten muss, oder ob auch eine sequentielle Strategie möglich ist, bspw. um eine Krankheitsstabilisierung mit Nivolumab durch die spätere Zugabe von Ipilimumab-Boosts zu verbessern oder auch um eine Progression unter Nivolumab abzufangen. Die Studie liefert interessante Signale für eine individuelle Therapieentscheidung. Standard ist nach wie vor die Immuntherapiekombination.
In einer kleinen Studie wurde untersucht, ob Patienten, die auf verschiedene Immuncheckpoint-Inhibitoren progredient waren, von einer Immuntherapie-Reinduktion mit Pembrolizumab unter Zugabe von Lenvatinib profitieren. Bei vorbehandelten, IO-resistenten Patienten wurde mit dieser Strategie eine erstaunlich hohe Ansprechrate von über 60% erreicht und ein PFS von 11 Monaten. Frau Professor Manuela Schmidinger: „Das ist ein wirklich starkes Signal und ich denke, dass sich Lenvatinib über mehrere Therapielinien hindurch gut wird behaupten können. Aktuell wird die Substanz in der Erstlinientherapie gemeinsam mit Immuntherapie untersucht.“