CDK4/6-Inhibitoren – Standarderstlinientherapie in der klinischen Praxis
Vielleicht das wichtigste ESMO-Highlight, das als erstes genannt wird, ist die Präsentation der Überlebensdaten mit CDK4/6-Inhibitoren in der First- und Second-line-Therapie des luminalen Mammakarzinoms. Es haben sowohl die MONARCH-2-Studie mit Abemaciclib wie auch die MONALEESA-3-Studie mit Ribociclib „eindeutig signifikante und vor allem auch klinisch relevante Ergebnisse“ erzielen können mit einer Verbesserung des Gesamtüberlebens im Bereich von 10 Monaten in der MONARCH-2-Studie, wie Professor Günther Steger eingangs schildert.
Professor Steger: „Wir können von einer wirklichen Etablierung der Substanzen sprechen. Besonders erfreulich dabei ist die Tatsache, dass es sich um einen Klasseneffekt handelt. Wir haben drei Substanzen zur Verfügung, Palbociclib, Ribociclib sowie Abemaciclib, und können damit eine relevante Overall-Survival-Verbesserung in der Erst- und Zweitlinientherapie in Kombination mit verschiedenen antihormonellen Substanzen erreichen. Wir haben immer darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, diese neuen Therapien first line einzusetzen, oder ob wir sie für spätere Therapielinien aufbewahren sollen. Ich denke der mehrfache Nachweis eines klinisch relevanten Überlebensvorteils hat die Frage beantwortet. Die beste Kombination zuerst, alle Subgruppen profitieren vom möglichst frühzeitigen Einsatz der Substanzen in Kombination mit antihormoneller Therapie. Für mich handelt es sich nunmehr um eine evidenzbasierte neue Standardtherapie beim luminalen postmenopausalen Mammakarzinom. MONALEESA-7 hat prämenopausale Patientinnen inkludiert, die aber durch die ovarielle Funktionssuppression in die Postmenopause übergeführt werden und damit genauso behandelt werden können wie jene Patientinnen, die auf natürliche Weise bereits in der Postmenopause sind.“
Triple negatives Mammakarzinom – das Sorgenkind unter den Mammakarzinom-Subgruppen
Es mehren sich auch in dieser Indikation positive Daten.
Professor Steger: „Nach den im Dezember letzten Jahres bekannt gewordenen positiven Ergebnissen mit Atezolizumab plus nab-Paclitaxel als First-line-Therapie, sind nunmehr in der neoadjuvanten Situation mit Pembrolizumab plus Chemotherapie neue Daten generiert worden, die ebenfalls signifikant positiv sind, wenngleich noch eine längere Nachbeobachtung erforderlich ist. (Studie Keynote-522) Es scheint aber, dass auch Pembrolizumab eine Rolle beim triple negativen Mammakarzinom spielen wird.“
BRCA1,2-positive Tumoren
Für diese Subgruppe an Tumoren steht Olaparib als PARP-Inhibitor zur Verfügung. Neu sind am ESMO Daten zu einem weitere PARP-Inhibitor dazugekommen, Veliparib, mit dem in der Phase-III-Studie BROCADE3 in Kombination mit Chemotherapie ebenfalls signifikante Ergebnisse erzielt wurden mit einer Verringerung des Risiko der Tumorprogression und einer gegenüber Chemotherapie verlängerten Ansprechdauer. Ein doppelt so hohe 3-Jahres-PFS-Rate (26% vs. 11%) spricht ebenfalls für die neue Therapie, mit der in absehbarer Zeit wieder ein Schritt vorwärts gelingen sollte. (Überblick zu PARP-Inhibitor-Studien bei Brustkrebs)
CDK4/6-Inhibition beim HER2-positiven Mammakarzinom
Die bisherigen Daten mit CDK4/6-Inhibitoren wurden beim luminalen, HER2-negativen Mammakarzinom generiert. monarcHER ist eine neue Studie, Phase II, die Abemaciclib beim Hormonrezeptor-positiven/HER2-positiven Mammakarzinom untersucht, und zwar in Kombination mit Trastuzumab+Fulvestrant (Arm A) bzw. Trastuzumab (Arm B) im Vergleich zu einer Standard-Immunchemotherapie (Trastuzumab+Chemotherapie) (Arm C).
Professor Steger: „Auch diese Studie war positiv mit einer Verlängerung des progressionsfreien Überlebens im Arm A im Vergleich zur Standard-Immunchemotherapie im Arm C. Das Ergebnis zeigt eine deutliche Aktivität für eine chemotherapiefreie Option. Auch das sind erste Ergebnisse, auf denen man aufbauen kann.“