Erstlinientherapie: IMvigor130
PFS-Verlängerung durch Kombination aus platinhaltiger Chemotherapie plus Atezolizumab
In der Presidential Session wurde mit IMvigor130 eine Phase-III-Studie präsentiert, in der Chemotherapie in Kombination mit Immuntherapie (Atezolizumab) in der Erstlinie des metastasierten Urothelkarzinoms untersucht wurde.
Die dreiarmige Phase-III-Studie untersuchte an über 1.200 Patienten die Wirksamkeit von Immuntherapie in Kombination mit Gemcitabin/platinhaltiger Chemotherapie vs den beiden Einzelschemata. Es wurden sowohl cisplatin-geeignete als auch -ungeeignete Patienten eingeschlossen. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben in der ITT-Population.
Präsentiert wurden die reifen PFS-Daten, die einen signifikanten Vorteil zugunsten der Immun-/Chemotherapie zeigten. Der Benefit beträgt rund 2,5 Monate. Die Daten zum Gesamtüberleben sind noch unreif, es zeichnet sich aber auch diesbezüglich eine klinische Signifikanz für die Kombinationstherapie ab.
Kritisch zu erwähnen: Patienten wurden zwar stratifiziert nach cisplatin-geeignet/-ungeeignet (Nichteignung nach den Galsky-Kriterien: Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, ECOG-2) und so wurden auch 45% cisplatin-ungeeignete Patienten eingeschlossen. Es dufte aber Untersucher-abhängig zwischen Carboplatin und Cisplatin gewählt werden. Somit erhielten über 50% der cisplatin-geeigneten Patienten Carboplatin.
Aus der Subgruppenanalysen geht hervor, dass es einen ausgeprägten Gesamtüberlebensvorteil von rund 9 Monaten im Cisplatin-basierten Therapiekombination-Arm gab (HR 0,66). Es gilt die reifen Daten zum Gesamtüberleben abzuwarten, bis diese Chemo-/Immuntherapie-Kombination Einzug in den klinischen Alltag findet.
Erstlinientherapie: EV-103
Enfortumab vedotin plus Pembrolizumab
Ein weiteres Highlight im Erstlinientherapie-Setting stellte eine kleine Studie dar, die den Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab in Kombination mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab vedotin bei cispaltin-ungeeigneten Urothelkarzinom-Patienten untersucht. In dieser kleinen Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten unabhängig vom PD-L1-Status von dieser Therapiekombination profitierten, mit einer Gesamtansprechrate von 71%. Diese Kombination wird auf jeden Fall in größeren Studien evaluiert werden und möglicherweise in den Therapiealltag Einzug halten.
Zweitlinientherapie: TROPHY-U-01
Im Zweitliniensetting wurden mehrere Studien präsentiert, in denen Immuntherapien mit einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat kombiniert werden. Vorgestellt wurden auch erste Daten der TROPHY-U-01-A-Studie, eine Phase-II-Studie, in der Sacituzumab govitecan, ein monoklonaler Antikörper, der über einen Linker kovalent an den zytostatisch wirkenden Irinotecan-Metaboliten SN-30 gebunden ist, nach Versagen einer platin-basierten Chemotherapie /Immuntherapie untersucht wird. Es konnten Ansprechraten bis zu 30% gezeigt werden. Noch sind die Daten nicht reif für den klinischen Einsatz, aber beeindrucken, wenn man bedenkt, wie wenig auf dem Gebiet des Urothelkarzinoms in den letzten Jahren passiert ist.
Neoadjuvantes Setting: NABUCCO
Eine kleine Phase-II-Studie stellt die NABUCCO-Studie dar. In dieser Studie wurde die präoperative Gabe aus Ipilimumab und Nivolumab an einer kleinen Kohorte von cisplatin-ungeeigneten Patienten mit einem lokoregionär fortgeschrittenen Urothelkarzinom untersucht. Aus den Studien ABACUS (Atezolizumab) und PURE (Pembrolizumab) sind bereits beeindruckende pathologische Komplettremissionsraten (pCR) im neoadjuvanten Setting bekannt. NABUCCO „setzt eins drauf“: Bei Lymphknoten-positiven, T4-Tumoren führte die IO/IO-Kombination nach 12 Wochen zu einer pCR von rund 46%, bei PD-L1-positiven Patienten von bis zu 60%.