Redeker I et al., FRI0306
In einer retrospektiven Fall-Kontrollstudie wurden von 2006 bis 2018 insgesamt 611 Schwangerschaften von Patientinnen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) beobachtet. Die zugrundeliegenden Daten stammen von der Datenbank einer deutschen Krankenversicherung und wurden mit einer Kontrollgruppe gematcht, die hinsichtlich Altersspektrum und Komorbiditäten vergleichbar war. Dabei zeigten sich zwei interessante Ergebnisse.
Einerseits war die Häufigkeit von Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburtlichkeit, Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht oder hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (wie Präeklampsie) vergleichbar mit der Häufigkeit in der Normalbevölkerung. Dies ist eine entscheidende Botschaft für die Beratung unserer Patientinnen, denn sie steht in Kontrast zu anderen rheumatischen Erkrankungen wie zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis, wo sehr wohl bei erhöhter Krankheitsaktivität eine Neigung zu Frühgeburtlichkeit und niedrigem Geburtsgewicht nachgewiesen werden konnte.
Andererseits fiel ein Unterschied im Geburtsmodus zwischen axSpA und Kontrollgruppe auf: Patientinnen mit axSpA wurden mit einer Odds Ratio von 1,35 signifikant öfter per Sectio caesarea entbunden. Wesentlich ist, dass Patientinnen und ihre Geburtshelfer aktiv darüber informiert werden, dass eine primäre (elektive) Sectio bei den allermeisten axSpA-Patientinnen nicht indiziert ist. Eine primäre Sectio ist nur bei eingeschränkter Hüftgelenksbeweglichkeit (insbesondere Abduktion oder Flexion der Beine) zu empfehlen.
Fazit: Die Häufigkeit schwangerschaftsassoziierter Risiken bei Patientinnen mit axSpA lag im Bereich der Häufigkeit in der Normalbevölkerung. Es sollten weitere Studien durchgeführt werden, die den Ursachen für die erhöhte Sectio-Rate bei axSpA-Patientinnen auf den Grund gehen. Jedenfalls sollten Geburtshelfer und Patientinnen darüber informiert werden, dass bei erhaltener Hüftgelenksbeweglichkeit primär eine vaginale Geburt zu bevorzugen ist.