Veenstra et al., THU0448
Die Einleitung einer harnsäuresenkenden Therapie (ULT) ist mit einem erhöhten Risiko für Gichtanfälle in den ersten Monaten der Therapie assoziiert. Daher empfehlen die EULAR- und ACR-Leitlinien eine prophylaktische Therapie mit Colchicin, um die Anfallshäufigkeit in der Anfangsphase der Therapie zu verringern. Es ist jedoch unklar, ob eine Prophylaxe mit 1 mg Colchicin/Tag einer niedrigeren Dosis von 0,5 mg/Tag überlegen ist.
Daher wurde in einer retrospektiven Kohortenstudie bei insgesamt 379 Patienten die Anfallshäufigkeit unter 0,5 mg oder 1,0 mg Colchicinprophylaxe in den ersten 6 Monaten nach Einleitung einer ULT verglichen. Harnsäurewerte, Komorbiditäten und BMI waren in den beiden Gruppen vergleichbar; numerisch waren Tophi in der 0,5-mg-Gruppe etwas häufiger (37 vs. 28 %). Patienten, die andere prophylaktisch wirksame Medikamente wie NSAR oder Glukokortikoide erhielten, wurden ausgeschlossen.
Die Anfallshäufigkeiten waren in beiden Gruppen mit 2,8 (unter 1,0 mg) und 2,6 (unter 0,5 mg) pro Patientenjahr gering, woraus sich eine Inzidenzrate von 1,05 ergab (95 % KI: 0,86–1,27; kein signifikanter Unterschied). Die Harnsäurezielwerte wurden bei 68 % der Patienten in der 1,0-mg-Gruppe und bei 63 % der Patienten in der 0,5-mg-Gruppe erreicht. Erwähnenswert ist, dass in beiden Gruppen bezüglich der ULT-Dosierung eine start low, go slow-Strategie verfolgt wurde.
Fazit: Eine Colchicinprophylaxe mit 1,0 mg war einer Prophylaxe mit 0,5 mg in einer retrospektiven Studie nicht überlegen. Erwähnenswert ist, dass in beiden Gruppen bezüglich der ULT-Dosierung eine start low, go slow-Strategie verfolgt wurde, was ein Mitgrund für die niedrige Anfallsrate sein könnte. Im Rahmen einer solchen Strategie scheint ein Beginn mit einer Colchicinprophylaxe mit 0,5 mg gerechtfertigt.