Eine retrospektive Beobachtungsstudie beleuchtete den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und dem Auftreten von Autoimmunerkrankungen. Aus einem Register (DeFRA) von Patient:innen, das angelegt wurde um das Frakturrisiko zu klassifizieren, wurden 81.363 Personen inkludiert. Die erhobenen Daten wurden in weiterer Folge mit den Messungen von Feinstaub (Particulate Matter), genauer von PM2,5– und PM10-Konzentrationen aus den Jahren 2013 bis 2020 aus 617 Messstationen verteilt über ganz Italien, korreliert. Assoziationen zwischen PM2,5-Konzentrationen und kardiovaskulären Erkrankungen wurden bereits früher gezeigt. Diese Form von Luftverschmutzung kann auch die Citrullinierung anregen und so zur Pathogenese einer rheumatoiden Arthritis beitragen.
In dieser Untersuchung konnte bei 11 % der Patient:innen der Kohorte die Diagnose einer Autoimmunerkrankung festgestellt werden. Die bekannten Industrieregionen in Norditalien zeigten die höchste Feinstaubbelastung und insgesamt lag die Belastung für PM2,5 bei 16 µg/m³ und für PM10 bei 25 µg/m³. Für PM10 fand man eine Erhöhung des Erkrankungsrisikos um 7 % je 10 µg/m³ Feinstaubbelastung. Für PM2,5 konnte diese Korrelation erstaunlicherweise nicht gefunden werden. Wenn man jedoch die Situation mit binären Grenzwerten von 30 µg/m³ für PM10 bzw. 20 µg/m³ für PM2,5 betrachtete, zeigte sich in beiden Fällen ein erhöhtes Risiko zu erkranken. Für die rheumatoide Arthritis fand sich eine OR von 1,408 bei PM10 und 1,559 bei PM2,5. In diesem Sinne erhöhte PM2,5-Konzentrationen waren auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Kollagenosen und inflammatorische Darmerkrankungen assoziiert.
Fazit: Trotz gewisser Limitationen dieser epidemiologischen Studie kann auch in Reflektion schon vorangegangener Studien gesagt werden, dass Luftverschmutzung zum Auftreten von Autoimmunerkrankungen beizutragen scheint.
Adami G et al., OP0071