CF: Pankreas und andere GI-Manifestationen

Vielfach wird der Verlauf einer CF an den Lungenparametern festgehalten. „Es gibt aber eine Reihe von Patienten, bei denen die gastrointestinale Symptomatik dominiert“, erinnerte Prof. Dr. Steven Freedman von der Harvard University in einer NACFC-Plenarsitzung. Aktuell würde geprüft, ob der Funktionsverlust des Pankreas zumindest teilweise reversibel wäre und welche GI-Marker sich als Endpunkte für Studien eignen könnten.

Die gastrointestinale Symptomatik beachten

„Cystische Fibrose (CF) wird zumeist als Lungenkrankheit wahrgenommen”, sagte Prof. Dr. Steven Freedman, Harvard University, Cambridge, MA, USA, in der Plenarsitzung III (P3: Advancing the GI Frontier for People With CF”) am 23.10.2020. „Das ist durchaus berechtigt, denn pulmonale Komplikationen gelten als häufigste Todesursache bei CF und pulmonale Parameter dienen als wesentliche Endpunkte bei klinischen CF-Studien.” Angesichts des positiven Effekts von CFTR-Modulatoren und anderer wirksamer Therapien auf die Lungenfunktion plädierte der Experte jedoch dafür, den gastrointestinalen Organschäden und Symptomen vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken. „Zudem gibt es eine Reihe von CF-Patienten, bei denen die gastrointestinale Symptomatik dominiert”, ergänzte Freedman.

Pankreasfunktion beeinflussen

„Der Einfluss der CF auf den Ernährungsstatus und die Struktur und Funktionalität der Bauchspeicheldrüse ist gut dokumentiert“, betonte Freedman. „Wir wissen, dass viele exokrine Pankreasschäden bei CF bereits in utero und im ersten Lebensjahr entstehen.“ Ersten Daten zufolge könnten diese Veränderungen jedoch nicht wie angenommen irreversibel sein. „Möglicherweise gelingt es, mit CFTR-Modulatoren die exokrine Pankreasfunktion zumindest teilweise wiederherzustellen.“ Der Einfluss der CFTR-Modulatoren auf die Pankreasfunktion könnte wiederum eine Rekalibrierung der erforderlichen Dosierung von Pankreasenzymen erforderlich machen, spekulierte der Gastroenterologe und zeigte damit auch die Komplexität des Krankheitsbildes und die Verzahnung der Therapiemaßnahmen auf. Freedman informierte weiters, dass zwischen dem exokrinen und dem endokrinen Pankreas ein so genannter „Cross-talk“ bestünde. „Eine zumindest teilweise Wiederherstellung der exokrinen Pankreasfunktion und eine verminderte Fibrosierung des Organs könnten daher möglicherweise das Risiko für einen CF-assoziierten Diabetes verringern.“

Typische GI-Symptome bei CF

Auch die unmittelbaren gastrointestinalen Symptome würden die Patienten in ihrem Alltag sehr belasten, berichtete der Gastroenterologe: „Die Erkrankung beeinträchtigt wichtige Verdauungsfunktionen wie Peristaltik und Motilität, zudem wirkt der zähe Schleim obstipierend. Ein Großteil der CF-Patienten leidet daher an Bauchschmerzen, Flatulenz, Blähungen, Sodbrennen und Reflux, Nausea, Verstopfung und Erbrechen.“

Ein Forschungsschwerpunkt im Rahmen der „DIGEST“-Initiative wäre daher die exakte Dokumentation von gastrointestinalen Symptomen, um die Versorgung von CF-Patienten weiter zu verbessern, so Freedman. Ein erstes Projekt war die GALAXY-Studie, an der über 400 CF-Patienten teilnahmen. Zentrales Erhebungsinstrument waren „ePROMs“ (electronic patient-reported outcome measures), eine Technik, die zunehmend forciert würde, um die Alltagssituation von CF-Patienten im ambulanten Setting besser erfassen zu können (Sathe, #216). Eine erste beim NACFC 2020 vorgestellte Analyse zur Prävalenz und zum Schweregrad von gastrointestinalen Symptomen innerhalb eines Beobachtungszeitraums von vier Wochen (Moshiree, #227) ergab, dass die Defäkation bei 20% der Befragten mit großen Anstrengungen verbunden war, 17% hatten das Gefühl, sich nicht vollständig entleeren zu können und 18% berichteten über Völlegefühl. Die Autoren machten aufmerksam, dass diese Symptome auftraten, obwohl über 41% der Befragten Abführmittel einnahmen.

GI-Marker als Studienendpunkte identifizieren

Freedman verwies auch auf die Notwendigkeit, krankheitsspezifische gastrointestinale Verlaufsparameter zu identifizieren, um den Einfluss der CF-Therapie auf den Magen-Darm-Trakt als valide Endpunkte in großen Studien untersuchen zu können. „Quasi ein intestinaler FEV1-Wert“, wie der Experte veranschaulichte. Aktuell würden neben ePROMs etwa auch Smart Pills zur Messung von intestinalen pH-Werten und Transitzeiten, Entzündungsmarker sowie bestimmte Stoffwechselmetaboliten hinsichtlich ihrer Eignung als Endpunktparameter untersucht, so Freedman.

 

Alle mit # gekennzeichneten Arbeiten wurden als Abstracts beim NACFC 2020 veröffentlicht.