Jeder vierte CF-Patient leidet an osteoporotischen Veränderungen, mit entsprechend erhöhtem Frakturrisiko. Neben der bestmöglichen Behandlung von sekundären Ursachen werden körperliche Aktivität, Kalzium- und Vitamin-D-Aufnahme sowie antiresorptive oder osteoanabole Substanzen für die gezielte Osteoporoseprävention und -intervention empfohlen. Auch die CFTR-Modulation könnte den Knochenstoffwechsel verbessern.
„Die Prävalenz von CF-assoziierter Knochenerkrankung wird nach wie vor unterschätzt“, betonte Dr. Malinda Wu, Baltimore, MD, USA. „Registerdaten der Cystic Fibrosis Foundation (CFF) aus 2019 zeigen, dass CF-assoziierte Knochenkrankheit eindeutig als extrapulmonale Komplikation der CF gelten muss, denn jeder vierte CF-Patient weist eine Osteopenie oder Osteoporose auf.“ Die Knochenmineralisation könne bereits im Kindesalter beeinträchtigt sein, die Prävalenz von Patienten mit verminderter Knochenmineraldichte (Bone Mineral Density, BMD) steige natürlich mit zunehmendem Lebensalter an, so Wu. „Aus dem CFF-Register wissen wir, dass bereits junge Frauen zwischen 16 und 35 doppelt so häufig eine Fraktur erleiden wie gleichaltrige gesunde Kohorten.“ Und Fragilitätsfrakturen können eine Kontraindikation für Lungentransplantation sein, erinnerte Dr. Kristen Williams, New York City, NY, USA, in ihrem Vortrag.
Die Ursachen für Knochenverlust und Störungen der Knochenmineralisierung bei CF sind mannigfaltig. Williams: „Osteoporotischen Veränderungen gehen etwa auf CF-assoziierten Diabetes und Lebererkrankungen, auf Pankreasinsuffizienz, Malabsorption und Vitamin-D-Defizienz, auf chronische Entzündungen und auf hormonelle Störungen wie Hypogonadismus zurück. Im Idealfall kann eine gezielte Behandlung dieser CF-assoziierten Komplikationen auch die Knochengesundheit verbessern. Zu beachten sind freilich die ungünstigen Folgen verschiedener Langzeittherapien auf den Knochenstoffwechsel, etwa eine länger als drei Monate andauernden Glukokortikoideinnahme.“
Auch die CF selbst könne die BMD verringern, erläuterte Prof. Dr. Jagdeesh Ullal, Pittsburgh, PA, USA. „Wir gehen inzwischen davon aus, dass Osteoblasten und Osteoklasten CFTR exprimieren.“ Er verwies auf Studien am Modell, wonach die verringerte CFTR-Aktivität die RANKL(Receptor Activator of NF-κB Ligand)/Osteoprotegerin-Ratio verändert, was die Osteoblasten-Differenzierung beeinträchtigt und die Osteoklastogenese verstärkt. Beim gesunden Knochen stehen diese beiden zentralen Regulatoren der Osteoklastogenese im Gleichgewicht. „In-vitro-Studien zufolge könnte die Verbesserung der osteoblastischen CFTR-Aktivität die RANKL-Produktion und die Osteoklastenformation verringern“, zeigte MANN das Potenzial einer CFTR-Modulation auf den Erhalt der Knochengesundheit auf. „Aus anderen Studien wiederum wissen wir, dass hochwirksame CFTR-Modulation jedenfalls die 6-Minuten-Gehstrecke, die Skelettmuskelfunktion und die aerobe Leistungsfähigkeit verbessert.“
Damit könnte die Basis jeder Osteoporoseprävention und -intervention verbessert werden, so Ullal, nämlich ausreichende physische Aktivität, idealerweise im Freien. „Darüber hinaus empfehlen wir eine gezielte Aufnahme von Kalzium und gegebenenfalls additive Vitamin-D-Supplementierung. Für viele unserer Patienten sind auch spezifische antiosteoporotische Therapien indiziert, die auf antiresorptiven oder osteoanabolen Wirkmechanismen beruhen. Sie werden in Abhängigkeit von Alter, Komorbiditäten und anderen individuellen Kriterien eingesetzt.“
Therapeutischer Nihilismus ist angesichts der erfreulicherweise stark ansteigenden Lebenserwartung von CF-Patienten jedenfalls nicht angesagt, wie Ullal betonte: „Jede vertebrale Fraktur verringert die Vitalkapazität um zirka 8%. Daher müssen wir bereits in der Kindheit und Jugend gezielte Maßnahmen setzen, um solche Frakturen im Erwachsenenalter zu verhindern.“
Dieser Bericht fasst ausgewählte Statements aus der Session L&L07 („Bone Disease“) am 1.11.2021 im Rahmen des virtuellen NACFC 2021 zusammen.
Details zu Osteoporose bei Lungenkrankheiten sind auch in der neuen gemeinsamen Leitlinie „Osteoporose bei pneumologischen Erkrankungen“ der ÖGKM (Österreichische Gesellschaft für Knochen und Mineralstoffwechsel) und der ÖGP (Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie) nachzulesen. Darin werden pathophysiologische Zusammenhänge zwischen CF und Osteoporose, aber auch Diagnose- und Therapiestrategien erörtert. Die fächerübergreifende Leitlinie wurde im Herbst 2021 vorgestellt und veröffentlicht.1
1)Muschitz C et al. Wien Klin Wochenschr 2021; 133:155–173