Dünndarm und Dickdarm – die Highlights

Kalorien-Überschuss-Problematik

Neue Hinweise auf die Pathophysiologie: Die Kalorien-Überschuss-Problematik in der westlichen und der ehemals dritten Welt beschäftigt die Wissenschaft aufgrund der zunehmenden Prävalenz von Adipositas. Grundlagenwissenschaftliche Studien haben neue Erkenntnisse über die zu Grund liegende Pathophysiologie zu Tage gebracht. Tierexperimentelle Daten weisen darauf hin, dass Fruchtzucker aus Maisstärke, der als Süßstoffquelle bei Softdrinks verwendet wird, zu einer Verlängerung des Darmes, einer Proliferation der Dünndarmzotten und zu einer Steigerung der Darmpermeabilität mit dem Ergebnis der vermehrten Kalorienaufnahme führt. Die Aktivierung von Neuronen in vagalen Ganglien durch Zucker führt im Sinne einer gut brain axis zu einer Aktivierung des Transkriptionsfaktors fos im Hirnstamm. Dieser neu entdeckte post ingestive sugar sensing pathway vermittelt intestinale Sättigung, ist kritisch für das Verlangen nach Zucker und erklärt, warum der Konsum von Softdrinks appetitanregend ist. Ergänzt werden diese Daten durch eine Studie, die zeigt, dass einfache Zucker zu einer Veränderung des mikrobiellen Ökosystems und zu entzündlichen Prozessen im Mäusedarm führen. Eine westliche Diät führt zu einer Änderung des Mikrobioms und einer gesteigerten, Clostridien-vermittelten Desoxycholsäure-Bildung. Eine Aktivierung des nukleären Rezeptors FXR und des Typ I Interferon Signalwegs führt zu einer Dysfunktion von Paneth-Zellen im Darm von Mäusen und Menschen.

Morbus Crohn: Debaryomyces als infektiöser Treiber

Der Pilz Debaryomyces wird in der Lebensmittelindustrie (zur Wurst-, Käse- und Biererzeugung) verwendet und ist bei Patienten mit Morbus Crohn vermehrt vorhanden. Er findet sich zwar nicht im Stuhl, kann jedoch aus Biopsien kultiviert werden. In Mäusen verzögert dieser Pilz die intestinale Wundheilung nach bioptisch gesetzter Läsion. Durch eine Therapie mit Amphotericin B konnte diese gestörte Wundheilung in Mäusen wieder verbessert werden.

Zöliakie: neue medikamentöse Therapie

Daten einer im New England Journal of Medicine publizierten Studie von Detlef Schuppan zeigen, dass die Hemmung der Gewebstransglutaminase 2 bei Patienten mit Zöliakie zu einer Verbesserung der Histologie (Villushöhe/Kryptentiefe) führt.

Lokale Therapien mittels intelligenter Kapseln

Im Bereich der Biotechnologie wurde eine 1,5 cm große Kapsel mit wasserlöslicher Arretierung entwickelt, die in Zukunft die lokale Applikation von bis zu 4 mg von Substanzen in die Magenschleimhaut ermöglicht.

Risikofaktoren für ein frühes kolorektales Karzinom

Eine groß angelegte Studie bei amerikanischen Krankenpflegerinnen konnte zeigen, dass der Konsum von gezuckerten Softdrinks in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter mit einer Erhöhung der Inzidenz eines frühen kolorektalen Karzinoms assoziiert ist, während fettarme Milch das Risiko reduziert. Eine Studie des Veteran Affairs Hospital Systems in den USA identifizierte männliches Geschlecht und einen Gewichtsverlust von > 5 kg Körpergewicht vor diagnostischer Abklärung mittels Endoskopie als Risikofaktoren für ein frühes kolorektales Karzinom.

Fettleber

Das Prostaglandin-E-Analogon Lubiproston bewirkt eine selektive Aktivierung des Chloridkanals vom Subtyp ClC-2, die sich im oberen Jejunum befinden und stimuliert auf diese Weise die Sekretion von Schleim in den Darm. Im Rahmen einer placebokontrollierten, doppelblinden Studie reduzierte Lubiproston bei Patienten mit erhöhter Darmpermeabilität bei einer Fettlebererkrankung sowohl die Serumspiegel von Endotoxin als auch der Transaminasen.

Reizdarmsyndrom: neues zur Diagnostik

Im klinischen Alltag ist die Diagnose Reizdarm eine Ausschlussdiagnose. Eine österreichische Studie konnte zeigen, dass ein Reizdarmsyndrom zumeist dann vorliegt, wenn im Darm endoskopisch sichtbare bakterielle Biofilme vorliegen, wie sie auch bei einem Teil der Patienten mit einer Colitis ulcerosa beobachtet werden.

Ileozökalklappenresektion

Neue Erstlinientherapie bei stenosiertem Morbus Crohn? Fünfjahres Langzeitverlaufsdaten weisen darauf hin, dass eine laparoskopische Ileozökalklappenresektion für die initiale Behandlung eines stenosierten Morbus Crohn im Vergleich zu einer Infliximab-Therapie mit einer niedrigeren Krankheitsaktivität assoziiert ist. Patienten, die Infliximab erhielten, mussten in 48 % der Fälle mittels chirurgischer Resektion behandelt werden. Eine Ileozökalklappenresektion sollte daher als alternative Erstlinientherapie in Erwägung gezogen werden.