Eine polnische Register-Studie konnte basierend auf den Daten von fast 6 Millionen Endoskopien in über 4 Millionen Patient:innen zeigen, dass bei 6 % der Patient:innen ein Tumor im oberen Gastrointestinaltrakt übersehen wird. Neoplasien wurden häufiger bei Frauen, bei Patient:innen mit Begleiterkrankungen oder bei einer Endoskopie in einer Erstversorgungseinheit übersehen. In einem systematischen Review wurden bei > 90 % der Patient:innen, die eine Neoplasie entwickelten, histologische Veränderungen in den ersten 6 Monaten dokumentiert, was die Bedeutung der Qualität der Index-Endoskopie bei der Nachsorge des Barrett-Ösophagus unterstreicht. Ein Positionspapier der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) und der European Society of Gastroenterology and Endoscopy Nurses and Associates (ESGENA) mit Empfehlungen für die Durchführung von endoskopischen Untersuchungen enthält eine Checkliste, die im klinischen Alltag auf systematische Weise sicherstellen soll, dass nichts übersehen oder vergessen wird.
Die Durchführung einer peroralen endoskopischen Myotomie (POEM) zeigte keine Vorteile bei der Behandlung eines Zenker’schen Divertikels im Vergleich zur flexiblen oder rigiden Septotomie. Eine endoskopische Submukosadissektion mit Anlage eines Clips zu einem späteren Zeitpunkt wurde hingegen erfolgreich bei Patient:innen mit therapierefraktären trachealen Fisteln angewendet. Die endoskopische Vakuumtherapie (EVT) eignet sich zur Therapie von Leckagen und Perforationen im oberen Gastrointestinaltrakt, z. B. bei Patient:innen mit Karzinomen. Der Erfolg einer EVT ist mit einem verlängerten Überleben assoziiert, hängt aber von der Art der neoadjuvanten Behandlung und der gewählten intraluminalen Methode ab. Die endoskopische, Ultraschall-gezielte Gastrojejunostomie ist eine Alternative zur chirurgischen Gastrojejunostomie für die Symptommilderung von Patient:innen mit einer Peritonealkarzinose und Magenausgangsstenose. Eine randomisierte Studie konnte zwar keinen Unterschied hinsichtlich Wirksamkeit dokumentieren, allerdings wurden Komplikationen, insbesondere Infektionen, häufiger bei Patient:innen beobachtet, die chirurgisch versorgt wurden.
Quelle: basierend auf einem Vortrag von Alexander Ziachehabi (Linz) im Rahmen der 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), Sitzung 6: 12 Monate in 90 Minuten: Was haben wir im vergangenen Jahr an klinisch Relevantem dazugelernt?; 9. 9. 2022