Leber – Therapie, Terminologie und COVID-19

Hepatozelluläres Karzinom: neue Erstlinientherapie

Im letzten Jahr hat sich die systemische Erstlinientherapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) basierend auf einer in The Lancet publizierten Studie geändert und beruht aktuell auf der Kombination des Checkpoint-Inhibitors Atezolizumab mit dem VEGF-Antagonisten Bevacizumab.

Nichtalkoholische Steatohepatitis: neue Therapieoptionen

Eine 72-wöchige Behandlung mit dem GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid mittels s.c. Injektion führt bei Patienten mit einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) zwar häufiger zu einer Verbesserung der Entzündung in der Histologie, hat allerdings keinen Einfluss auf die Vernarbung der Leber. Unter den aktuell laufenden Phase-II-Studien sticht der Pan-PPAR-Agonist Lanifibranor, dem entzündungshemmende und antifibrotische Wirkungen zugesprochen werden, hervor.

Checkpoint-Inhibitoren

HCC und NASH: Die zugrunde liegende Lebererkrankung bei einem HCC hat möglicherweise Auswirkungen auf die Therapie. In diesem Sinne zeigen Patienten mit einer NASH ein schlechteres Ansprechen auf eine Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor. Tierexperimentell konnte weiters gezeigt werden, dass eine anti-PD-1-Behandlung bei Mäusen mit einer Fettleber sogar zur spontanen Entstehung eines HCC führen kann.

Hepatische Porphyrie: siRNA als Therapie

Für Patienten mit einer hepatischen Porphyrie steht seit diesem Jahr mit Givosiran erstmals eine auf RNA-Interferenz beruhende Therapie zur Verfügung.

Hepatitis D: neue zugelassene Therapie

Bulevirtid blockiert den Gallensalz-Transporter NTCP in Hepatozyten und inaktiviert auf diese Weise einen essenziellen Hepatitis-B-Virus (HBV) und HDV-Eintrittsrezeptor und ist eine neu zugelassene Therapieoption für diese Erkrankung. Die Kombinationstherapie mit Interferon führt im Vergleich zu einer Monotherapie mit einer der Substanzen zu einem rascheren Abfall der HBD-RNA-Virämie.

Primär sklerosierende Cholangitis

Daten aus einer randomisiert-kontrollierten Phase-II-Studie konnten zeigen, dass Obeticholsäure bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC) dosisabhängig zu einer signifikanten Reduktion der alkalischen Phosphatase im Serum führt. Vorsicht ist bei der Therapie mit dieser Substanz bei Patienten mit fortgeschrittener Lebererkrankung geboten, da es zu einer rapiden Verschlechterung der Leberfunktion kommen kann. Eine entsprechend engmaschige Kontrolle ist daher zu berücksichtigen.

Hepatorenales Syndrom

Eine im New England Journal of Medicine publizierte Studie hat die Wirksamkeit von Terlipressin bei Patienten mit hepatorenalem Syndrom (HRS) Typ 1 im Vergleich zu Placebo untersucht. Die Kombination mit Albumin führte bei Patienten mit einem HRS Typ 1 signifikant häufiger zu einem klinischen Ansprechen – ohne Einfluss auf die Mortalität. Bei Patienten mit Nierenversagen und akut-auf-chronischem-Leberversagen führt eine Behandlung mit Terlipressin zu höheren Ansprechraten als das klinisch häufig eingesetzte Noradrenalin.

Hepatische Enzephalopathie

Das Neuauftreten oder die Verschlechterung einer hepatischen Enzephalopathie (HE) ist die häufigste und wichtigste Nebenwirkung nach Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) bei Patienten mit einer portalen Hypertonie. Ein neu entwickelter Shunt mit kontrollierbarer Weite wird in Zukunft eine feinere Einstellung der Dilatation und des Blutflusses erlauben. Die prophylaktische Anwendung von Rifaximin für 14 Wochen vor Anlage eines TIPS ist in weiterer Folge seltener mit Phasen einer HE, weniger Spitalsaufenthalten und besserer Lebensqualität assoziiert.

Nichtalkoholische Fettlebererkrankung: neue Terminologie

Die Terminologie der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung wurde aufgrund der Vielzahl an klinischen und pathogenetischen Erkenntnissen in den letzten Jahren neu definiert. Ein internationales Expertengremium schlägt den Terminus „metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung“ (MAFLD) vor. Die Diagnose einer MAFLD beruht auf dem Vorliegen einer metabolischen Dysfunktion und nicht auf der Abwesenheit von anderen Auslösern. MAFLD kann zusammen mit anderen Lebererkrankungen, wie eine erfolgreich therapierte Hepatitis C, auftreten und ist unabhängig von der Menge an konsumierten Alkohol. Es hat sich gezeigt, dass neben einer genetischen Prädisposition Umweltfaktoren und das metabolische Syndrom in unterschiedlichem Ausmaß zur Entstehung einer MAFLD beitragen. Entsprechend müssen Patienten individualisiert behandelt werden.

COVID-19 und Hepatitis C

Die COVID-19-Pandemie hat weltweit einen negativen Einfluss auf die Eliminationsbestrebungen von Hepatitis C. In diesem Sinne wurden weniger Patienten mit einer Hepatitis C diagnostiziert und behandelt. Entsprechend sind auch die Raten an HCV-assoziierten Komplikationen (z.B. Zirrhose) und Mortalität gestiegen.