Daten aus Italien hinsichtlich der Sicherheit der Vorsorgekoloskopie konnten anhand von > 100.000 Endoskopien zeigen, dass die Komplikationsrate bei 0,4 % liegt. Es wurden 15 Todesfälle dokumentiert, die jedoch nicht kausal in Zusammenhang mit dem endoskopischen Eingriff standen.
Patienten mit GI-Blutungen: Akute Blutungen bei nicht nüchternen Patienten stellen im klinischen Alltag, insbesondere in der Nacht, ein Problem dar, da unklar ist, ob eine Schutzintubation notwendig ist oder durchgeführt werden soll. Eine im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie aus Hong Kong legt nahe, dass es mit Blick auf die 30-Tages-Mortalität keinen Unterschied macht, ob eine Endoskopie innerhalb von 6 Stunden nach Auftreten einer Hämatemesis durchgeführt wird oder ob mit dem Eingriff 6 bis 24 Stunden gewartet wird. Wird die Endoskopie innerhalb von 6 Stunden durchgeführt, finden sich häufiger aktive Blutungen. Da keine Unterschiede in der Mortalität zwischen den beiden Versuchsgruppen festgestellt werden konnten, stellt sich die Frage, ob diese Blutungen klinisch relevant sind bzw. über die medikamentöse Therapie (in beiden Gruppen) mit zeitlich verzögertem Wirkungseintritt erfolgreich behandelt werden.
Patienten mit biliärer Pankreatitis: Auch für das Management von Patienten mit einer biliären Pankreatitis ohne Zeichen einer Cholangitis und erhöhtem Risiko (basierend auf APACHE-II-Score) konnten im vergangenen Jahr für die klinische Praxis relevante Erkenntnisse gewonnen werden. Im Rahmen einer randomisierten Studie konnte gezeigt werden, dass eine konservative medikamentöse Therapie sich nicht von einer ERCP mit Papillotomie (durchgeführt innerhalb von 24 Stunden) hinsichtlich Mortalität und Auftreten schwerer Komplikationen innerhalb von 6 Monaten unterscheidet. Eine Notfall-ERCP sollte daher primär bei Patienten mit Zeichen einer Cholangitis oder einer persistierenden Cholestase angedacht werden.
Bei Patienten mit extrahepatischem Gallengangskarzinom führt die endoskopische Radiofrequenzablation (RFA) – zusätzlich zur Anlage eines Plastik-Stents – zur Behandlung einer Cholestase zu einer Verbesserung des Überlebens, ist allerdings häufiger mit Komplikationen assoziiert, insbesondere wenn der Ductus choledochus verletzt wird.
Notwendig und sicher? Eine endosonographische Gallenblasendrainage bei der Behandlung einer akuten Cholezystitis ist Zentren mit entsprechender Expertise vorbehalten. Sollte diese nicht akut verfügbar sein, wird daher häufig eine perkutane Drainage angewendet. Die Erfolgsraten für beide Verfahren liegen bei 90 %. Aktuelle Daten zeigen allerdings, dass eine endosonographische Gallenblasendrainage bei der Behandlung einer akuten Cholezystitis bei inoperablen Patienten oder Patienten mit entsprechenden Kontraindikationen seltener mit Nebenwirkungen innerhalb der ersten 30 Tage oder Langzeitkomplikationen nach einem Jahr assoziiert ist. In diesem Sinne ist bei einem Drittel der Patienten eine Re-Intervention nach einer perkutanen Drainage notwendig. In der gängigen klinischen Praxis wird nach einer endosonographischen Gallenblasendrainage routinemäßig eine antibiotische Prophylaxe durchgeführt. Eine rezent publizierte Studie liefert allerdings Hinweise, dass dies nicht notwendig ist und darauf verzichtet werden kann. In diesem Sinne konnten keine Unterschiede zwischen der prophylaktischen Gabe von Ciprofloxacin im Vergleich zu Placebo nach endosonographischer Zystenpunktion hinsichtlich Auftretens von Infektionen festgestellt werden. In beiden Studienarmen waren die Infektionsraten vernachlässigbar gering und eine zusätzliche Antibiose zeigte keinen klinischen Vorteil.
Künstliche Intelligenz (KI) basierte Erkennungssysteme werden die Diagnostik von Dysplasien in Zukunft erleichtern. Eine im letzten Jahr veröffentlichte Studie dokumentiert den Nutzen von KI z.B. bei der Detektion von Veränderung, die kleiner als 10 mm sind. Die Auswertung von Kapselendoskopie-Befunden mittels KI-basierter Technologie liefert Ergebnisse innerhalb von 11 Minuten und bietet die Möglichkeit, gebundene zeitliche Ressourcen wieder für andere klinische Aufgaben zu nutzen.
Eine japanische Studie lieferte Daten zur Langzeitwirksamkeit der endoskopischen Resektion des mukosalen Plattenepithelzellkarzinoms. Fast alle Patienten blieben für 5 Jahre krankheitsfrei (99,9 %), bei einem Viertel wurden allerdings metachrone Läsionen detektiert. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine endoskopische Resektion für die Therapie des Plattenepithelzellkarzinoms ausreichend ist, untermauert allerdings auch die Notwendigkeit einer lebenslangen Überwachung dieser Patienten.