Obwohl das Lungenkarzinom weiterhin die häufigste Krebs-assoziierte Todesursache darstellt, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten durch Einführung der zielgerichteten Therapien und der Immuntherapie eine deutliche Verbesserung der Prognose ergeben. Bis vor kurzen standen diese Therapieoptionen aber nur im metastasierten Setting zur Verfügung. Aktuell gibt es im adjuvanten Setting eine Zulassung für Atezolizumab (PD-L1 ≥ 50 %) und Pembrolizumab (PD-L1 unabhängig) für ein Jahr nach erfolgter Platin-basierter Chemotherapie. Weiters konnte sich für EGFR-mutierte Patient:innen eine postoperative Gabe von Osimertinib für 3 Jahre durchsetzen, wodurch eine Verbesserung des Gesamtüberlebens nach 5 Jahren von 73 % auf 85 % erreicht werden konnte (HR = 0,49, 95 %KI: 0,33-0,73). In der neoadjuvanten Therapie konnte sich die Zugabe von Nivolumab zu 3 Zyklen Platin-basierter Therapie durchsetzen. Chemo-Nivolumab versus Chemo-Placebo führte nicht nur zu einer Verbesserung des Event-Free Survivals (HR = 0,63, 95 %KI: 0,43-0,91), sondern überzeugte auch durch eine unerwartet hohe Rate an pathologischen Komplettremissionen (24 % versus 2,2 %). Auch dieses Konzept ist bereits für PD-L1 positive Patient:innen zugelassen. Frei nach dem Prinzip „All in“ war dann der Fokus im letzten Kongressjahr auf die Präsentation sogenannter perioperative Therapiekonzepte, das heißt die Kombination aus neoadjuvanter Chemo-Immuntherapie (4 Zyklen), gefolgt von Operation und adjuvanter Immuntherapie für 1 Jahr. Hier sind 3 randomisierte Phase-III-Studien erwähnenswert: KEYNOTE-671 evaluierte Pembrolizumab in diesem Setting und zeigte eine signifikante Verbesserung des Event-Free Survivals (HR = 0,58, 95 %KI: 0,46-0,72) sowie erstmals auch eine Verbesserung des Gesamtüberlebens (3-Jahres-OS 64 % versus 71,3 %; HR = 0,72, 95 %KI: 0,56-0,93). Die AEGEAN-Studie untersuchte Durvalumab perioperativ und zeigte ebenfalls ein positives Outcome für den primären Endpunkt Event-Free Survival (HR = 0,68; 95 %KI: 0,53-0,88). In der CheckMate-77T-Studie wurden die ergänzenden perioperativen Daten zu Nivolumab generiert. Die Hazard Ratio für ein verbessertes Event-Survival betrug 0,58 (95 %KI: 0,42-0,81) und eine am ESMO 2023 gezeigte Subgruppenanalyse bestätigt den hohen prognostischen Wert der pathologischen Komplettremission. Auf Basis der vorliegenden Daten ist die Immuntherapie somit als Standard beim Early Stage NSCLC (ohne Treibermutation) anzusehen – bei der Fülle an positiven Daten kommt insbesondere der optimalen Patient:innen-Selektion eine hohe Bedeutung zu um ein bestmögliches Langzeitergebnis bei hoher Patient:innen-Sicherheit zu erreichen.