Die Narkolepsie gehört mit einer Prävalenz von 200-500/1.000.000 zu den seltenen Erkrankungen der Neurologie. Auch wenn bei der Abgrenzung der Narkolepsie Typ 1 durch die nachweisbare Hypocretin/Orexin-Defizienz ein Biomarker zur Verfügung steht, spielen der Einsatz neuronaler Netzwerke und artificial intelligence bei der Differenzierung anderer Erkrankungen mit exzessiv gesteigerter Tagesschläfrigkeit ohne Kataplexien eine zunehmende Rolle. Neuropathologische Untersuchungen lassen die Hypothese zu, dass die Pathophysiologie nicht ausschließlich über das Hypocretin/Orexin erklärbar ist und rücken Zellen, die für die Ausschüttung des Corticotropin-Releasing-Hormons (CRH) zuständig sind, in den Fokus der Erkrankung. Obschon die Behandlung der Narkolepsie weiterhin rein symptomatisch ist, stehen in der Therapie hoffentlich bald die ersten Hypokretin/Orexin-Rezeptor-Agonisten zur Verfügung, deren Erprobung sich bereits in Phase-III-Studien befindet.
Der Einsatz neuer Medikamente wie dem inversen Histamin-Rezeptor-Agonisten Pitolisant und dem Dopamin-Noradrenalin-Rezeptor-Agonisten Solriamfetol, haben das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren bereits erweitert. In Zusammenhang mit dem zunehmend besseren Verständnis der Pathophysiologie, die u.a. eine durch Methylierung nur vorübergehende Beeinträchtigung der hypokretinergen Zellen vermuten lassen könnte, eröffnet dabei gegebenenfalls sogar kurative Ansätze in der zukünftigen Behandlung. Eine gute Grundlage für die derzeit im Einsatz befindlichen Therapieoptionen bietet die im Jahr 2021 veröffentlichte europäische Leitlinie für die Behandlung der Narkolepsie und deren verwandten Erkrankungen. Mit der Zulassung von Natriumoxybat für die Behandlung der idiopathischen Hypersomnie steht in dieser Indikation das erste zugelassene Medikament zur Behandlung dieser noch selteneren Erkrankung zur Verfügung. Es ist zu hoffen, dass dieses auch bald in Europa in dieser Indikation verfügbar ist.