Kausale Therapieansätze in klinischer Erprobung: Obwohl es sich bei Morbus Parkinson trotz wissenschaftlicher Entwicklungen noch immer um eine nicht heilbare Erkrankung handelt, ist sie dennoch jene neurodegenerative Krankheit, die sich bei Weitem am besten behandeln lässt. Grund hierfür ist, dass der vielen Symptomen zugrunde liegende Dopaminmangel zum Teil medikamentös ersetzt werden kann. Neue Erkenntnisse zu den Pathomechanismen und klarere Definitionen der Hochrisikogruppen geben aktuell Hoffnung auf die Entwicklung krankheitsmodifizierender Ansätze.
Bei medikamentösen Therapie ergibt sich im frühen Krankheitsstadium ein neuer Hinweis aus einer multizentrischen randomisierten Studie, dass der frühe Einsatz von Amantadin das Auftreten von Dyskinesien verzögern kann. Amantadin ist die einzige orale Substanz, die Überbewegungen direkt vermindern kann; neu ist der Nachweis, dass es auch Wirkfluktuationen bessert.
Neben Entacapon ist mit Opicapon nun ein länger wirksamer COMT-Hemmer in der EU zugelassen, der seit Kurzem (bei Entacapon-Unverträglichkeit) auch in Österreich erstattet wird. Opicapon ist nur einmal täglich einzunehmen und weist sehr gute Verträglichkeit auf.
Gerätegestützte Therapieformen: Bei persistierenden motorischen Fluktuationen kann bei jüngeren, kognitiv intakten Betroffenen die tiefe Hirnstimulation sehr hilfreich sein. Technische Neuerungen schaffen die Möglichkeit, multifokal und damit gezielter zu stimulieren;„Closed-loop“-Systeme, die nur bei Bedarf stimulieren, sind in Entwicklung.
Wirksamkeitsnachweis besteht für die gleichmäßige Zufuhr von Medikamenten mittels extern getragener Pumpen; es laufen Zulassungseinreichungen für zwei neuartige subkutane Levodopa-Pumpen.
Mit dem fokussierten, MRI-gestützten Ultraschall (FUS) ist ab jetzt auch in Österreich eine Methode verfügbar, bei der ohne Eröffnung der Schädeldecke unter MRI- und klinischer Kontrolle gezielt Gewebe thermisch läsioniert werden kann.
Symptomatische Therapien sind bei Parkinson-Patient*innen meist über viele Jahre effektiv, können jedoch das Fortschreiten des Neuronenverlusts nicht aufhalten. In klinischen Studien erwies sich bis dato keine potenziell neuroprotektive Substanz als wirksam. Zuletzt gab es jedoch einen erheblichen Zuwachs im Verständnis der zugrunde liegenden Pathomechanismen. Wesentliche Erkenntnisgewinne kamen dabei aus der Genetik.
Alpha-Synuklein: Untersucht werden immunologische Ansätze zur Reduktion von Alpha-Synuklein, dem Hauptbestandteil pathologischer Proteinverklumpungen: Impfstoffe (aktive Immunisierung) zeigten gute Verträglichkeit, Antikörperbildung und verminderte Liquorkonzentration von pathologischem Alpha-Synuklein, somit Hinweise auf target engagement. Ob dies die erhofften klinischen Effekte hat, muss nachgewiesen werden. Antikörpertherapien (passive Immunisierung) haben bisher großteils negative Studienergebnisse erbracht. Zu weiteren Ansätzen, die derzeit in klinischen Studien untersucht werden, zählt der Alpha-Synuklein-Abbau durch Verstärkung lysosomaler Funktionen, z.B. über die Glucocerebrosidase B-Aktivität.
Small molecules: Mit Exenatid behandelte Diabetes-Patient*innen haben ein leicht vermindertes Parkinsonrisiko und dieser glucagon like peptide-1-Agonist zeigt einen plausiblen potenziell krankheitsmodifizierenden zellulären Wirkmechanismus. Eine unkontrollierte Studie zeigte bei Parkinson-Patient*innen motorische Besserungen; eine große randomisierte Studie läuft.
LRRK2-Kinase-Hemmer bieten einen potenziellen spezifischen Therapieansatz bei LRRK2-Mutationsträger*innen, werden aber auch bei Nicht-Mutationsträger*innen klinisch untersucht.
Mögliche künftige Strategien zielen auf Neuroinflammation ab; bei monogenetischen Formen sind Gentherapien mit Antisense-Oligonukleotiden denkbar.
Insgesamt besteht realistische Hoffnung, dass sich manche dieser Therapieansätze als Optionen für eine kausale Intervention erweisen könnten. In Entwicklung befindliche sehr frühe diagnostische Möglichkeiten, zu denen auch der Nachweis von Alpha-Synuklein im Blut gehört, könnten hier von großer Bedeutung werden, ebenso wie die mittlerweile gute Definition der Charakteristika jener Personen, die ein erheblich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer klinisch manifesten Parkinson-Erkrankung haben.