Die Radiologie ist wie kaum eine andere medizinische Disziplin überaus technikaffin und -getrieben sowie gleichzeitig minimalinvasiv.
Durch die Generierung von Daten in Echtzeit zählt die Radiologie zum Vorreiter in Sachen Telemedizin.
Neue Verfahren sind in der Pipeline, offen ist jedoch noch der Umgang mit „Big Data“.
Meilensteine in der Radiologie
- 1895: Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die Röntgenstrahlen
- 1901: Guido Holzknecht, der Begründer der „Wiener Schule der Radiologie“ schreibt das epochale Lehrbuch „Röntgenologische Diagnostik der Erkrankungen der Brusteingeweide“.
- 1913: György Hevesy und Friedrich Adolf Paneth entwickeln in Wien das Tracer-Prinzip als radiochemische Grundlage für die Nuklearmedizin
- 1938: 1. Schilddrüsenszintigrafie mit Jod 131
- 1941: 1. Radiojodtherapie
- 1970: 1. Computertomografie
- 1972: 1. Schnittbilder mit Positronenemissionstomografie (PET)
- 1987: Inbetriebnahme des 1. MRT-Gerätes im AKH Wien
Die Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen hat die Medizin revolutioniert. Eine völlig neue Sicht auf die Vorgänge des Lebens wurde möglich, Röntgenbilder sind seither aus der klinischen Medizin nicht mehr wegzudenken. Es folgten Entwicklungen wie der Ultraschall, die Computertomografie und die Magnetresonanztomografie, die eine immer bessere Diagnose und Therapie bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern ermöglichten. Kaum eine vergleichbare medizinische Fachdisziplin verfügt über ein derart rasantes Entwicklungspotenzial wie die Radiologie. Zurzeit rangieren hybride bildgebende Systeme wie PET-CT und der MR-PET am Innovationssektor weit oben. Maßgeblicher Auslöser für diese Fortschritte ist auch die moderne Informations- und Kommunikationstechnologie zur Erzeugung, Verarbeitung und Speicherung der Bilder. Mittlerweile stehen die digitalen Daten praktisch in Echtzeit zur Verfügung und machen die Radiologie damit auch zu einem wesentlichen Player im Bereich der Telemedizin. Die minimalinvasiven Eingriffe vor allem auch im Bereich der interventionellen Radiologie tragen so nicht zuletzt zu einer Verlagerung von stationären in ambulante und tagesklinische Behandlungen bei.
In naher Zukunft sind weitere Fortschritte und neue Anwendungen durch die Kombination unterschiedlicher Verfahren, die Nanotechnologie und die Nuklearmedizin zu erwarten. Noch im Versuchsstadium befindet sie die sogenannte Magnetpartikelbildgebung (MPI), bei der magnetisches Material in einen Organismus eingebracht wird und bestimmt anhand dessen Magnetisierung Ort und Konzentration lokalisiert wird. Eine strahlungsfreie molekulare Bildgebung wäre möglich und könnte neue Anwendungen im Bereich der Kardiologie, der Onkologie und der Neurologie eröffnen. Weitgehend offen ist auch noch die Frage, wie mit der Vielzahl an Daten umzugehen ist, die derzeit generiert, aber nur zu einem Bruchteil tatsächlich ausgewertet werden.
Im Gespräch
CT, MRT, PET/CT, SPECT – brauchen wir bald kein Knochenröntgen mehr?
Kurz- bis mittelfristig werden Röntgenuntersuchungen den jetzigen Stellenwert behalten: das Lungenröntgen sowie das Skelettröntgen in der Unfall-Chirurgie und ebenso bei orthopädischen Fragestellungen. Es gibt keine schnellere und preisgünstigere Methode, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sowie Arthrosen zu untersuchen.
Weiterführende Untersuchungen mittels MRT, um Knorpelschäden, Sehnenveränderungen oder Kapselverletzungen zu erkennen, sind seit der Einführung dieser Methode nicht mehr wegzudenken und werden zahlenmäßig noch deutlich zunehmen. Wenn es sich zum Beispiel um entzündliche Veränderungen nach Gelenksersatz handelt, werden die modernen Hybridverfahren zum Einsatz kommen. Auch das Lungenröntgen ist weiterhin durch nichts Vergleichbares zu ersetzen. Und Patientinnen ab einem gewissen Alter werden weiterhin Mammografie-Bilder bei den regelmäßigen Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen kennenlernen. Wir werden also keinesfalls auf die radiologischen Basis-Untersuchungen verzichten können, denn diese weisen uns den Weg, welche nachfolgenden Untersuchungen optimalerweise durchzuführen sind.