Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) zählen aktuell zu den häufigsten Ursachen einer nosokomialen Infektion und sind assoziiert mit erhöhter Morbidität sowie erhöhten Kosten aufgrund verlängerter Krankenhausaufenthalte, Therapie und Pflege. Das Ziel präoperativer antiseptischer Maßnahmen ist die Reduktion potenziell pathogener Keime im Operationsbereich sowie das Vermeiden einer Keimverschleppung durch eine weitgehende Reduktion der physiologischen Flora.
Antiseptik stellt sich als weitaus kostengünstiger dar als eine therapeutische antimikrobielle Chemotherapie. Die remanente Wirkung von Antiseptika wie Octenidin, PVP-Iod oder Chlorhexidin bedeutet einen großen Vorteil im Kampf gegen nosokomiale Wundinfektionen. Während eines chirurgischen Eingriffs soll die präoperative Hautantiseptik verhindern, dass sich verbliebene Mikroorganismen vermehren. Bei Produkten auf Basis remanenter Wirkstoffe hält die antimikrobielle Wirkung verglichen mit rein alkoholbasierten Produkten für einen wesentlich längeren Zeitraum an. Die Dauer der Wirkung ist jedoch unterschiedlich: Octenidin verbleibt auf der Haut und reduziert die Rekolonisierung der desinfizierten Stelle für mindestens 24 Stunden, während die Dauer der remanenten Wirkung bei Iodophoren (PVP-Iod) deutlich kürzer ist. Es gibt kein universell geeignetes Antiseptikum, da bei der Wahl des geeigneten Mittels auf verschiedene Einflussfaktoren geachtet werden muss. Aufgrund der Wirksamkeit, der Verträglichkeit, des Wirkungsspektrums und der Remanenz wird zunehmend Octenidin als Kombinationspartner im alkoholischen Hautantiseptikum als sinnvolle Alternative zu den vorhandenen Optionen (rein alkoholbasierte Präparate, alkoholbasierte Präparate mit Chlorhexidin bzw. PVP-Iod) gesehen. Die Wahl hängt vom Anwendungsgebiet, vom benötigten Wirkungsspektrum, von der umsetzbaren Einwirkzeit des Antiseptikums sowie von lokalen und systemischen Verträglichkeiten ab.
Das Ziel der Ganzkörperwaschung besteht darin, die bakterielle Belastung der Haut zu reduzieren und so letztendlich das Risiko einer postoperativen Wundinfektion zu verringern. Auch die nasale Besiedelung durch S.aureus spielt eine Rolle für das spätere Infektionsgeschehen, daher wird eine Dekolonisation der Nase oftmals in Betracht gezogen.
Vor allem aufgrund der zunehmenden Problematik antibiotikaresistenter Bakterien, und der damit verbundenen limitierten Therapieoptionen im Falle einer Infektion, werden im präventiven Ansatz antiseptische Substanzen eingesetzt. Im Sinne von „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ kann und wird dies zur weiteren Reduktion nosokomialer Infektionen führen.
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