Es ist seit jeher das Mantra sämtlicher Gesundheitsökonomen: Die starke Fragmentierung des österreichischen Gesundheitssystems mit seinen aus unterschiedlichen Töpfen finanzierten intra- und extramuralen Versorgungsstrukturen kostet nicht nur Geld; sie verhindert auch an vielen Punkten die sinnstiftende Zusammenarbeit – oder gar den länder- oder trägerübergreifenden Informationsaustausch. Die Versorgung der Patienten am „Best Point of Service“ muss weiterhin in den Fokus aller Reformbemühungen gestellt werden.
Je weniger Menschen krank werden, desto weniger kostet die Gesundheitsversorgung. Klingt logisch – und dennoch hinkt Österreich bei den Ausgaben für Prävention hinterher. Diese fehlende ganzheitliche Betrachtung zieht sich durch viele Bereiche im System. Gerade bei Medizinprodukten wird oft bloß auf die Stückkosten geschaut – und nicht darauf, dass Patienten durch den Einsatz von hochqualitativen Produkten oftmals auch schneller gesund werden. Was den Menschen guttut, dämpft in vielen Fällen auch die Kosten. Dies gilt es stärker zu nützen.
Ein Anruf beim Arzt, ein paar Klicks und das rezeptpflichtige Medikament steht in der nächstgelegenen Apotheke zur Abholung bereit: Die Corona-Krise hat diese Innovation möglich gemacht. Digitale Tools werden im Gesundheitssystem längst noch nicht so breit genutzt, wie dies möglich wäre, wenn hier alle Systempartner an einem Strang ziehen würden. Hier ist ein rasches Umdenken gefordert.
Gelungene Innovation ist nicht allein eine Frage des unternehmerischen Willens. Langwierige Zulassungsprozesse von Medizinprodukten und eine komplexe Förderlandschaft stellen oft hohe Hürden dar – gerade für Klein- und Mittelunternehmen, die in Österreich das Gros der Medizinprodukte-Branche ausmachen. Vereinfachung und Transparenz sind Schlüsselfaktoren, um die Innovationskraft der heimischen Unternehmen zu unterstützen.
Allzu oft stehen bei gesundheitspolitischen Diskussionen die Partikularinteressen einzelner Stakeholder im Vordergrund. So offenbar in der Corona-Krise manche Gräben wurden, so sehr war auch die ehrliche Anstrengung aller Beteiligten erkennbar, Österreich gut durch die Krise zu steuern. Ein gemeinsames Handeln ist im Gesundheitssystem insgesamt wünschenswert – nicht nur, wenn eine Pandemie die Stakeholder dazu zwingt.
Die Medizinprodukte-Branche ist Wirtschaftsfaktor und Innovationstreiberin. Sie bündelt darüber hinaus aber auch enorm viel Wissen und Engagement, wenn es darum geht, die Patientenversorgung zu verbessern. Die AUSTROMED als Interessensvertretung der Branche steht jederzeit zum Dialog zur Verfügung und wird diesen auf Basis des vorliegenden „Weißbuchs Medizinprodukte“ auch weiterhin vorantreiben. Wir leisten auch in Zukunft unseren Beitrag zu einem hochqualitativen Gesundheitssystem für alle!