Beim 27. Europäischen Radiologenkongress (ECR), der im März in Wien stattgefunden hat, präsentierten auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der medizinischen Bildgebung neueste Erkenntnisse aus Forschung und Praxis. Mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus der ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse weltweit.
Die Diagnose und Behandlung von Prostatakrebs stand im Mittelpunkt einer Session zu MRT-geführten Interventionen „Die Zugangsweise zur Prostatakrebsbehandlung und -therapie ist kontrovers und polarisiert. Serum PSA Werte können falschen Alarm bedeuten oder geben eine falsche Gewissheit, während Biopsien systematisch, aber nicht gezielt sind und die Krebsaggressivität in 20 bis 30 % der Fälle unterschätzen. Die Diagnostikmethoden, die uns zurzeit zur Verfügung stehen, bringen eine unbefriedigende Leistung, wenn es darum geht, zwischen nicht aggressiven Erkrankungen und bösartigem Krebs zu unterscheiden“, erklärt der Leiter der Session, Anwar R. Padhani, Oberarzt am Paul Strickland Scanner Centre des Mount Vernon Hospital und Professor am Institute of Cancer Research in London. Unter Anwendung der derzeitigen Methoden werden klinisch indolente Krebserkrankungen oft zufällig entdeckt, signifikante Läsionen übersehen und relevante Krebsfunde fälschlicherweise als unwichtig klassifiziert. Als Resultat unterziehen sich Männer einer Behandlung der gesamten Drüse, als Folge einer Krebserkrankung, die ihr Leben nicht beeinflussen würde, mit Konsequenzen durch den Eingriff, wie Inkontinenz und Impotenz, die dies sehr wohl tun und darüber hinaus kostspielig sind. „Männer mit Prostatakrebs sind sowohl unter- als auch überdiagnostiziert. Hier sind rasche Verbesserungen nötig und die Bildgebung ist der Weg dorthin“, so Padhani. Der Einsatz von neuen Ultraschalltechniken und Multi-Parameter Magnetresonanztomografie (MRT) während der Biopsie ermöglicht das, Radiologen sind nun gefordert, diese Möglichkeiten optimal zu nutzen.
Die Mammografie stellt aufgrund ihrer nicht funktionellen, zweidimensionalen Darstellung keine „perfekte“ Untersuchungsmethode dar, denn bösartige Tumore können übersehen werden und auch biologisch irrelevante Erkrankungen, die dann übertherapiert werden, werden diagnostiziert. Die Sensitivität und Genauigkeit der Mammografie ist im Vergleich zur MRT unbefriedigend, diese ist allerdings wiederum deutlich teurer und zeitintensiver sowie in der Darstellung von Mikrokalzifikationen als häufigem Frühzeichen von Brustkrebs unterlegen. Eine neue interessante Methode stellt eine spezifische Brust-Computertomografie dar. Ziel dieser Methode ist es, hochauflösende Computertomografie mit sehr geringer Dosis bei hoher Sensitivität und Genauigkeit für eben diese Fragestellungen anzubieten. Darüber hinaus bietet die CT überlagerungsfrei eine hohe räumliche Auflösung und bleibt dabei innerhalb der beim Mammografie-Screening vorgeschriebenen Dosiswerte. In Zukunft könnte die Brust-CT alle Schritte vom einfachen Scan bis hin zur Unterstützung von indizierten Biopsien oder Kontrastmittelaufnahmen in einem Gerät anbieten. Alles Schritte, die beim derzeitigen Verfahren einzeln erledigt werden müssen.
Auch im Bereich der Magnetresonanztomografie werden neue Einsatzmöglichkeiten in der Brustkrebsbildgebung getestet. „Bei der kontrastmittelfreien MRT fallen geringere Kosten sowie Zeitaufwand an und potenzielle Nebeneffekte durch den ansonsten nötigen Einsatz von Kontrastmitteln, wie Allergien oder nephrogene systemische Fibrose (NSF), fallen weg“, erklärt Dr. Pascal Baltzer von der Abteilung für Radiologie der Medizinischen Universität Wien. Bislang kommt die konstrastmittelfreie MRT lediglich zur Darstellung von Silikonimplantaten infrage. Alle internationalen Richtlinien sprechen sich klar für den Einsatz in der Tumordetektion aus.