Clostridium difficile-Infektion: Prävention optimieren

Clostridium difficile-Infektionen (CDI), eine der Hauptursachen für antibiotikaassoziierte Diarrhö, verursachen sowohl erhebliches Patientenleid als auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem. Die Situation in Europa und Österreich sowie Optimierungspotenziale sind immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen. So wünscht sich etwa die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach einen verbesserten Umgang mit CDI, um die Anzahl der Erkrankungen, die Belagstage und damit Krankenhauskosten zu senken. Investitionen in gemeinsame Schulungs-, Ausbildungs- und Diagnosemaßnahmen sowie die Definition gemeinsamer Standards und das Sammeln von vergleichbaren Daten zur Optimierung von CDI-Diagnostik, -Behandlung und -Erfassungssystemen sind aus ihrer Sicht langfristig sinnvoll.

Die Spitze des Eisbergs

Auch Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hält verbesserte CDI-Überwachungssysteme auf europäischer Ebene für wichtig, um das Bewusstsein zu schärfen. Zwischen 2010 und 2013 stieg die Zahl der von österreichischen Spitälern gemeldeten Erkrankungen von 110 (davon 15 letal) auf 241 (davon 84 letal). Andere, auf der Verrechnung der Krankenhäuser basierende Daten zeigen 3.243 Erkrankungen (davon 302 letal) für 2013. Laut Allerberger ist aber auch das nur die Spitze des Eisbergs. Die Auswertung mehrerer rezenter Studien deutet darauf hin, dass die Zahl der CDI-Erkrankungen und Todesfälle in Österreich um ein Vielfaches höher ist: Eine Studie aus Österreich kam auf 7.092 CDI-Fälle jährlich mit 1.279 Todesfällen (angenommene Mortalität: 18 %).1 Legt man die Ergebnisse der EUCLID-Studie2 auf Österreich um, so kommt man auf 7.378 CDI-Fälle pro Jahr. Jeder vierte CDI-Fall wurde vom Krankenhaus nicht erkannt.2 Die Zahl der CDI-Fälle in Österreich dürfte also bei über 7.000 pro Jahr liegen, und damit deutlich über den derzeit erfassten Fällen. Noch 2015, so hofft Allerberger, soll die österreichische Hygiene-Leitlinie PROHYG 2.0 in einen Qualitätsstandard gemäß Gesundheitsqualitätsgesetz (GQG) überführt ­werden. Die Vorgaben der Leitlinie würden somit für Krankenhausträger verpflichtend, was die Festlegung einer bundesweit einheitlichen Erfassung von nosokomialen Infektionen und antimikrobiellen Resistenzen deutlich vorantreiben würde.

Hygiene

„Für die Infektionsprävention ebenfalls essenziell ist die richtige Hygiene“, ist Dr. Agnes Wechsler-Fördös, Krankenhaushygienikerin in der Wiener Rudolfstiftung überzeugt und ­ergänzt: „Problematisch bei C. difficile sind die enorme Umgebungskontamination sowie die Beständigkeit der Sporen gegenüber Umwelteinflüssen und gängigen Desinfektionsmitteln.“ Hautbesiedelung und Umgebungskontamination durch C. difficile persistieren bis zu vier Wochen nach Therapie3; Patienten auf einem Platz, an dem zuvor ein CDI-Patient lag, haben ein zweifach erhöhtes CDI-Risiko.4 Handhygiene mit warmem Wasser und Seife zusätzlich zum Desinfektionsmittel sowie Flächendesinfektion mit sporoziden Flächendesinfektionsmitteln sind von großer Bedeutung. Die räumliche Isolierung von Patienten wirkt sich positiv auf die Übertragungsrate aus5, bei einer Krankenhausauslastung von 90 % und mehr steigt hingegen das CDI-Risiko für Patienten.6

Literatur

1 Wenisch JM et al., Eur J Clin Microbiol Infect Dis 2012; 31(8):1923–30

2 Davies KA et al., Lancet Infect Dis 2014; 14(12):1208–19

3 Sethi AK et al., Infect Control Hosp Epidemiol 2010; 31(1):21–7

4 Shaughnessy MK et al., Infect Control Hosp Epidemiol 2011; 32(3):201–6

5 Teltsch DY et al., Arch Int Med 2011; 171(1):32–8

6 Ahyow LC et al., Infect Control Hosp Epidemiol 2013; 34(10):1062–9