“Das war schon immer so“ – wer sich jetzt ertappt und leise nickt, sollte besser gar nicht weiterlesen. Denn wir suchen Menschen und Unternehmen, die als Innovationstreiber mit Produkten und Services das Gesundheitswesen weiterbringen wollen. Wer hingegen am Stand tritt und „ewig von gestern“ bleibt, wird dazu nicht viel beitragen.
Es ist richtig, dass man zuerst die Vergangenheit verstehen muss, um die Zukunft zu gestalten, denn viele Innovationen sind moderne Interpretationen von Produkten und Leistungen, die es schon einmal gab. Und wer, wenn nicht die Anwender wie Ärzte oder Pflegepersonal, weiß am besten darüber Bescheid, welche Produkte und Leistungen helfen, den Spitalsalltag einfacher zu machen. Gemeinsam können wir es schaffen, einen Innovationsprozess in Gang zu bringen, der schließlich alle weiterbringt: Patienten, Anwender und Medizinprodukte-Unternehmen.
In Zeiten wie diesen ist vielen Mitarbeitern – vor allem in Krankenhäusern – die Motivation abhandengekommen, Ideen zu haben. Der Alltag ist mühevoll genug, Ressourcen sind knapp und erst recht die Zeit für den Patienten. Doch genau hier sind kreative Ideen gefragt, wie innerhalb des Vorhandenen kleine Ideen durch ihre Umsetzung vielleicht zu großen Innovationen werden können. Eine Innovation bringt immer eine signifikante Wertsteigerung und ist immer auch eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Ob wagemutige Pioniere, visionäre Manager oder kreativitätsfördernde Strukturen zum Erfolg führen, wird in der Fachwelt viel diskutiert. Fakt ist: Wer nicht anfängt, kommt auch nicht in die Gänge.Erste löbliche Vorstöße seitens der Politik in diese Richtung gibt es bereits, wie zum Beispiel die Life Science Strategie des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Auch das Positionspapier der Landesgruppen Niederösterreich, Wien und Burgenland der Industriellenvereinigung in Kooperation mit AUSTROMED beschäftigt sich mit Wegen, wie der Zugang der österreichischen Bevölkerung zu internationalen Innovationen im Gesundheitsbereich verbessert werden kann, wie durch Effizienz- und Effektivitätssteigerungen ein wesentlicher Beitrag zur Zukunftssicherung des Gesundheitssystems geleistet werden kann und wie die Produktion im Medizinprodukte- und Pharmabereich in Österreich gestärkt werden kann.
Ich beobachte, dass vor allem Spitäler und Krankenkassen mit der Begrifflichkeit „Innovation“ schwer umgehen können. Sie haben Angst, dass damit hohe Kosten verbunden sind, die das angespannte System nicht tragen kann. Innerhalb der festgefahrenen administrativen Strukturen ist es dann noch doppelt schwer, Innovationen schnell zu ihrer Anwendung zu bringen. Daher werden oft international bereits angewendete Innovationen in Österreich verspätet, stark eingeschränkt oder gar nicht beschafft bzw. erstattet. Die Folgen sind Nachteile für Patienten und Mehrkosten im System. Zudem stellt dies ein negatives Signal für den Innovationsstandort dar.
Mein größter Wunsch ist daher, alle Beteiligten aufzurufen, sich ein „Out of the Box“ oder „Durch die Decke Denken“ zu erlauben. Das erfordert eine optimistische Grundeinstellung, dass es etwas Neues geben könnte, etwas Besseres, etwas Erstrebenswertes. Daher erfordert Innovation auch Mut. Und zwar den Mut, neue Ideen zuzulassen, sie zu prüfen und gegebenenfalls auch wieder zu verwerfen. Wer sich in der Organisation aus Angst vor dem Scheitern neuer Themen gar nicht annimmt und prüft, ob sie einen Mehrwert bringen, der wird auch einer innovativen Entwicklung nicht näherkommen können. Der Aufbau einer Innovationskultur benötigt Zeit und ist nicht nur in Medizinprodukte-Unternehmen ein Thema. Auch Krankenkassen oder Krankenhäuser haben damit die Chance, ihre Ressourcen sinnvoll und zukunftsorientiert einzusetzen. Nur so kann es uns gemeinsam gelingen, nicht nur immer „billiger“, sondern vor allem besser zu sein!
Ihr
Gerald Gschlössl