Alle Politikbereiche der EU sind gemäß EU-Vertrag dazu verpflichtet, den Ansatz „Gesundheit in allen Politikbereichen“ – Health in All Policies oder kurz: HiAP – zu verfolgen. Damit dieser Ansatz aber in vollem Umfang wirksam umgesetzt werden kann, muss er auch auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene auf alle Politikbereiche ausgeweitet werden.
Wir als Interessenvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen haben recheriert, was zu diesem Thema auf den Websites der verschiedenen Ministerien zu finden ist und in welcher Form Health in All Policies bis dato umgesetzt wurde. Gerade bei Medizinprodukten, die sich durch alle Lebensbereiche ziehen und helfen können, länger gesund zu leben, ist ein klares Commitment aller Bundesminister zur Etablierung der Gesundheit als oberstes Gut in der Gesellschaft in sämtlichen Ressorts unerlässlich. Denn Medizinprodukte sind unverzichtbar für das Leben!
Per Definition ist Health in All Policies ein gesundheitspolitischer Ansatz, der durch die verstärkte Berücksichtigung des Themas Gesundheit in allen politischen Sektoren zu einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik beitragen will.
Naturgemäß ist im Gesundheitsministerium das Thema am stärksten vertreten und hier erfolgte auch die Entwicklung der zehn Rahmengesundheitsziele. Zahlreiche Publikationen, Leitfäden und Arbeitsgruppenberichte befassen sich mit HiAP. Schwerpunkte dabei sind die Themen Prävention sowie Kinder- und Jugendgesundheit. So wurde unter anderem auf konkreter Maßnahmenebene die Plattform „Frühe Hilfen“ gegründet, die darauf abzielt, Entwicklungsmöglichkeiten und Gesundheitschancen von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern.
Beim Ministerium für Bildung und Frauen wird HiAP im Frauenbericht aus dem Jahr 2010 erwähnt – zeitnähere Publikationen waren nicht zu finden.
Im Familienministerium fand im Oktober 2014 eine Veranstaltung zum Thema „Health in All Policies und die präventive Rolle der offenen Jugendarbeit” statt.
Beim Ministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz wird zwar HiAP nicht konkret erwähnt, doch im Bericht „Nationaler Sozialbericht Österreich 2014“ werden die Zielsteuerung-Gesundheit sowie die Erarbeitung eines konkreten Strategie- und Maßnahmenkonzeptes im Rahmen dessen genannt. Andere wichtige Maßnahmen, die von Bundesminister Hundstorfer initiiert wurden, sind beispielsweise die Betriebliche Gesundheitsförderung, das Programm „fit2work“ bei gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz – das Angebot gilt sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmen – sowie die Initiative 50+ für Arbeitnehmer dieser Altersgruppe.
Beim Ministerium für Finanzen wird man bei der gezielten Suche nach HiAP nicht fündig, jedoch enthält die Publikation „Österreichisches Stabilitätsprogramm – Übersichten über die österreichische Haushaltsplanung 2014 und 2015“ im Kapitel „Gesundheit“ zumindest Informationen zur „Zielsteuerung- Gesundheit“ und deren Inhalte. Die ehemalige Position des neuen Finanzministers Schelling als Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger zeigt seine hohe Affinität zum Gesundheitswesen, was auf eine gesicherte Finanzierung des Gesundheitswesens hoffen lässt, die ohne gedeckelte Budgets und Ausgabenobergrenzen auskommt.
Wir als AUSTROMED schließen aus unserer Recherche, dass Health in All Policies bis dato primär leider nur auf dem Papier existiert und noch nicht im Sinne des Erfinders, also mit einer klaren Verankerung in jedem einzelnen Ressort, umgesetzt wurde. Vor allem der alle Politikfelder übergreifende Gedanke hat sich noch nicht etabliert – die einzelnen Ministerien setzen erste Impulse, aber ein ineinandergreifendes Konzept scheint es noch nicht zu geben.
In diesem Sinne hoffen wir auf gute Neujahrsvorsätze und eine baldige Umsetzung!
Ihr
Mag. Friedrich Thomasberger