Das Schlusswort: Von Äpfeln und Birnen

Gerne werden Arzneimittel und Medizinprodukte über einen Kamm geschert, wenn über ökonomische Kennzahlen der Patientenversorgung gesprochen wird. Oder Medizinprodukte finden überhaupt keine Erwähnung, so als ob eine Diagnose und Therapie auch nur in einer Gesundheitseinrichtung ganz ohne sie auskommen würde. Auch im Rahmen der Gesundheitsgespräche beim Forum Alpbach standen die hohen Medika­mentenkosten zur Diskussion, ohne die Spezifika der Medizinprodukte gesondert zu betrachten. Während eine ­Studie aus dem Vorjahr belegt, dass die Entwicklungskosten ein Volumen von bis zu 2,8 Milliarden Dollar ausmachen, die forschende Pharmaunternehmen investieren müssen, um ein Arzneimittel zur Marktreife zu bringen, stellt sich das in der Medizinprodukte-Branche völlig anders dar: Sie werden nahe mit Anwendern und am Patienten entwickelt und kommen – wenn keine bürokratischen Hindernisse in den Weg gelegt werden – mitunter sehr rasch auf den Markt. Das heißt, dass der Zugang zu leistbaren Innovationen im Gesundheitswesen durchaus offenstünde und einer Kooperation mit Medizin­produkte-Betrieben nichts im Weg steht!

Doch – ja, es gibt sie, die teuren Medizinprodukte – wie etwa einen Hybrid-OP –, aber sie sind nicht für die Anwendung am einzelnen Patienten gedacht, sondern eine Einmalinvestition, die über viele Jahre zur Patientenversorgung beitragen kann. Je besser die Geräte ausgelastet sind, desto weniger hoch ist der Preis pro Patientenbehandlung.

Und – ja, es gibt sie auch, die Zugangsrestriktionen zu bestimmten Medizinprodukten, aber die sind nicht durch Hersteller oder Anwender verursacht, sondern systembedingt. Auch hier sind Großgeräte ein gutes Beispiel. Wenn die Kassen die Kosten für Computertomografien (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) deckeln, dann ist das nicht den ­Radiologen anzulasten und schon gar nicht jenen Medizin­produkte-Unternehmen, die diese hochleistungsfähigen ­Geräte auf den Markt bringen.

Und – ja, Rohstoffe werden teurer und das trifft viele Branchen. Doch die Medizinprodukte-Hersteller haben eine Lösung in Form von Rohstoffindexanpassungen gefunden, die sich in der Praxis über viele Jahre bewährt haben und Preisschwankungen in beide Richtungen ausgleichen helfen. Auch hier gibt es wie immer Ausnahmen von der Regel, die vor ­allem den extramuralen Sektor betreffen. Hier gewähren zum Beispiel die erstattenden Stellen jährlich lediglich 0,5 Prozent Preisanpassung bei Produkten der saugenden Inkontinenz – trotz massiver Rohstoffpreiserhöhungen. Im Vergleich zur saugenden Inkontinenz werden vom Hauptverband zum ­Beispiel bei Verbandstoffen keinerlei Indexanpassungen in Erwägung gezogen.

Und – ja, es gibt sie auch, die Beschränkungen zum Zugang zu innovativen Medizinprodukten. Verursacher sind die Kassen, die Produkte aus ihren Versorgungskatalogen streichen und damit Patienten zwingen, entweder privat in die Tasche zu greifen oder zu verzichten. Wenn Parallelwelten zwischen registrierten und zu erstattenden Medizinprodukten geschaffen werden, dann wird das System der Patientenversorgungen zunehmend intransparent.

Und – ja, die neue Medizinprodukteverordnung ist zwar keine Zugangsbeschränkung im engeren Sinn, aber sie führt zu wettbewerbshemmenden Zugangsverzögerungen aufgrund der überbordenden Bürokratie. Dass sich diese Entwicklung auf den Preis auswirken muss, liegt auf der Hand, jedoch die Unternehmen tun ihr Bestmögliches, um trotzdem innovative Produkte für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Damit das auch in Zukunft noch möglich bleibt, arbeitet die AUSTROMED als Interessensvertretung der Medizinprodukte-Unternehmen unaufhörlich im Dialog mit den Stakeholdern dafür, dass trotz aller Gedanken zur Harmonisierung oder Patientensicherheit der Blick auf das Wesentliche nicht verloren geht: Der Patient muss der Mittelpunkt bleiben!

Ihr

Christian Braun